Es gibt Geschenke, die muss man sich auch leisten wollen. Der Neubau des Museum Folkwang, so groß und schön, so licht und architektonisch hochgelobt er auch daliegt, wird der Stadt in Zukunft einiges abverlangen: Betriebskosten natürlich, aber auch die Bereitschaft, neue Wege bei der Bespielung und Vermarktung zu gehen. Warum nicht beispielsweise durch eintrittsfreie Besuchertage, die in Metropolen wie London längst üblich sind, ohne dass von „Verramschung“ der Kunst die Rede wäre.
Mancher wird sich angesichts der Folkwang-Ausmaße ohnehin schon gefragt haben, ob dieses ungemein großzügige Geschenk der Krupp-Stiftung für Essen vielleicht etwas überdimensioniert ausgefallen ist. Aber wer hat sich bei der Eröffnung 2010 nicht gefreut über die bundesweiten Schlagzeilen, die vollmundigen Lobeshymnen auf das „Wunder von Essen“? Dieses Wunder gilt es nun weiter mit Leben zu füllen; mit spannenden Ausstellungen, kluger Vermittlungspolitik und praktiziertem Bürgerstolz. Das Museum will erlebt werden.
Schließlich ist das Folkwang kein dem reinen Prestigedenken geschuldeter Prachtbau. Weit kostbarer als die schöne Hülle ist nämlich der Inhalt, die formidable Osthaus-Sammlung, vor über 100 Jahren von Essener Bürgern dank großzügiger Spenden aus Hagen nach Essen geholt. Die Sammlung steht damit nicht nur für weltweit berühmte Kunstschätze, sondern auch für den Osthaus-Gedanken, dass Kunst und Soziales keine Gegensätze bilden, sondern im Miteinander funktionieren. Folkwang, das war für Osthaus auch Volks-Bildung, eine Institution zur „Hebung des Geschmacks“ inmitten der Industrie. So ist die Stadt ohne höfische Sammlung das geworden, was sie heute auf dem Schild führt: Eine Kulturstadt, Kulturhauptstadt sogar. Die Keimzelle dieses Strukturwandels liegt auch im Museum Folkwang. Das muss bewahrt, vor allem besichtigt werden.