Die Essener brauchen seit Wochen im täglichen Berufsverkehr viel Geduld. Fast 30 Baustellen listet derzeit allein das Informationssystem der Stadt auf. Hinzu kommen noch die Sperrungen auf Autobahnen und im Bahnverkehr.

„In den letzten Wochen konnten wir sehr gut beobachten, was passiert, wenn die Infrastruktur über Jahre vernachlässigt wird“, kritisiert die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Essen, Jutta Kruft-Lohrengel. „Dann ballen sich die notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen und führen zu Engpässen im Verkehr.“

Dennoch sei es erfreulich, dass die Politik endlich das Thema Infrastruktur entdeckt habe, betonte Kruft-Lohrengel. Der Wirtschaft hingegen brennt das Thema schon lange auf den Nägeln, wie eine aktuelle Umfrage der IHK im Kammerbezirk Essen, Oberhausen, Mülheim unterstreicht. Zwei Drittel der befragten Betriebe sind demnach mit dem Zustand der Autobahnen unzufrieden bzw. weniger zufrieden. Das sei insofern Besorgnis erregend, so die IHK, weil gleichzeitig 94 Prozent der Firmen die Autobahnen als wichtigsten Transportweg bezeichneten. Aber auch Bundesstraßen und Landesstraßen kommen bei der Umfrage nicht gut weg. Jedes zweite Essener Unternehmen war auch beim Zustand dieser Straßen unzufrieden bzw. weniger zufrieden. Die meiste Zustimmung erfuhren die Flughäfen, hier zeigten sich lediglich 11 Prozent weniger zufrieden.

Die Infrastruktursorgen führen offenbar zu einem ersten Umdenken in der Wirtschaft beim Thema Maut: So können sich 38 Prozent eine Lkw-Maut auf allen Straßen vorstellen, 34 Prozent könnten sich mit einer Maut für Lkw schon ab 3,5 Tonnen abfinden, und 36 Prozent ziehen die Einführung einer Pkw-Maut in Erwägung.