Auf die Frage, wo genau sich in der Innenstadt die Bekleidungsgeschäfte P&C oder Primark befinden, haben sicherlich die meisten Essener sofort eine Antwort parat. Aber bei der Frage nach dem Denkmal von Heinrich Reisner hört es dann wohl auf. Und wer war Heinrich Reisner überhaupt?

„Reisner rief im Jahr 1927 das Haus der Technik ins Leben“, klärt Christiane Becker-Romba während eines Rundgangs der Essen Marketing Gesellschaft (EMG) auf. Ihm zu Ehren sei das Denkmal am gleichnamigen Platz westlich des Hauses der Technik errichtet worden. „Das habe ich noch nie gesehen“, muss sich auch Monika Hegler eingestehen, die an der Denkmal-Führung teilnimmt.

In der Einkaufsstadt gibt es mehr zu entdecken als Shoppingtempel

In der Stadt, die sich „Die Einkaufsstadt“ nennt, gibt es eben mehr zu entdecken, als nur Shoppingtempel; man muss nur mit offenen Augen durch die Straßen laufen und sich ab und an auch in Ecken begeben, die man sonst nicht unbedingt aufsucht. So macht es auch die kleine Reisegruppe an diesem verregneten Samstagmorgen.

Da lohnen sich gelegentlich sogar ein paar Blicke nach unten, denn an vielen Stellen trifft man auf die sogenannten „Stolpersteine“, mit denen der Künstler Gunter Demnig seit 2000 an die Opfer der NS-Zeit erinnern will. Vor den letzten Wohnorten der Opfer sind kleine Messing-Gedenktafeln mit den jeweiligen Namen ins Trottoir eingelassen. Das Projekt zieht sich durch 480 deutsche Städte; allein in Essen sind rund 180 Opfer auf diese Weise im gesamten Stadtgebiet verewigt worden.

Die Tour, mit Startpunkt Hauptbahnhof, geht weiter Richtung Synagoge, genauer gesagt zum benachbarten Jahrhundertbrunnen, an dem der Zahn der Zeit schon deutlich genagt hat. „1902 legte der Bildhauer Ulfert Janssen den Grundstein für diesen Brunnen“, informiert Becker-Romba. Die hier eingemeißelten Sprüche „Rüstig zur Arbeit, froh in der Rast“ sind nur noch andeutungsweise erkennen. Auto-Abgase und Umwelteinflüsse haben dem Denkmal aus Muschelkalk deutlich zugesetzt.

Nur wenige Meter weiter, Am Porscheplatz, macht die Reiseleiterin den nächsten Zwischenstopp - an der Gedenkstätte mit dem Namen „Stadtwunde“. Die Treppe, die einst in das „City Center“ (heute Rathaus Galerie) führte, ist durch einen Zaun versperrt. Dahinter erinnern sieben stilisierte Baumstämme und eine Gedenktafel an das SS-Strafgefangenenlager Schwarze Poth 13 - angestrahlt von einem grünen Licht und umgeben von zahlreichen Graffitis und zerbrochenen Bierflaschen.

„Diese Leute machen aber auch vor nichts Halt“, empört sich eine Dame der Gruppe. Mit Graffitis versehen sind nämlich einige der Denkmäler. Auch das des Industriellen Alfred Krupp vor der Marktkirche, das ebenfalls ein Anlaufpunkt dieser Themenführung ist. Vielleicht, so fragen sich die Teilnehmer an dieser Stelle, könnten sie schon bald ein Denkmal von Berthold Beitz begutachten?