Es gab Zeiten, in denen man Karten lesen musste, um Orte zu finden oder zu bestimmen. Man musste sich mit Maßstäben auskennen und gelegentlich einen Kompass zur Hand nehmen und konnte so das geografische Wissen stärken. Selbst in der Schule stand früher das Fach „Karteninterpretation“ auf dem Stundenplan. Was heute mehr und mehr an Präsenz verliert, das ruft demnächst eine Ausstellung im Bürgermeisterhaus an der Heckstraße wieder in Erinnerung.
Werden wurde nach 1803 zurTuchmacherstadt
„Essen Werden aus Sicht der Kartographen“ lautet der Titel der Ausstellung, die der Werdener Bürger- und Heimatverein gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz auf die Beine stellt. Fachmännische Unterstützung sowie die Bereitstellung von Materialen gibt es dabei vom Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster.
Im Vordergrund stehen die Entstehungsgeschichten von Bergbau und Zechen, die anhand der Zechen Pörtingsiepen und Pauline erläutert werden.
Ein großes Kapitel nehmen auch die Entstehungsgeschichten der Tuchmacher ein. Immerhin wurde Werden nach 1803 zur Tuchmacherstadt. Namen wie Forstmann und Huffmann werden einem während der Ausstellung also auf jeden Fall begegnen.
Mit den Tuchmachern schließt sich dann sogar wieder der Kreis, denn das Bürgermeisterhaus war ab 1895 Wohnsitz der Tuchfabrikanten-Familie Feulgen.
Besondere Aufmerksamkeit widmen die Ausstellungsmacher darüberhinaus den Verkehrswegen mit der Schifffahrt auf der Ruhr, der Eisenbahn, die nach 1872 durch Werden rollte oder der Straßenbahn, die über 50 Jahre nach Velbert fuhr. Doch damit nicht genug: Im Erdgeschoss des Bürgermeisterhauses befasst sich die Ausstellung mit den jüdischen Industriellenfamilien, die in der Abteistadt beheimatet waren.
Historische Fotos und Texteergänzen die Ausstellung
Alles in allem erwartet die Besucher also ein vielfältiger „Querschnitt aus Sicht der Kartographen“, wie Carl-Hans Weber vom Bürger- und Heimatverein zusammenfasst. Begleitende historische Fotos und Texte ergänzen die Ausstellung. Dafür kramte der Bürger- und Heimatverein ein wenig in seinem eigenen Archiv.
Zudem wird Klaus Höffgen, der sich bestens mit der Werdener Geschichte auskennt, am Eröffnungstag gegen 13 Uhr ein wenig referieren. Den offiziellen Startschuss gibt zuvor, um 12 Uhr, Oberbürgermeister Reinhard Paß.
Für Agnes Wallek, die das Bürgermeisterhaus seit langer Zeit leitet, scheint diese Ausstellung eine Herzensangelegenheit zu sein: „Es war an der Zeit, diesen bedeutenden Teil der Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich würde mich besonders freuen, wenn auch Nicht-Werdener vorbei kommen würden“, so die Managerin des Hauses. Aber sie zeigt sich optimistisch, immerhin reiche das Einzugsgebiet der Besucher oft sogar über Essens Grenzen hinaus.
Die Ausstellung beginnt am Tag des offenen Denkmals, am 8. September, und wird bis zum 30. September im Bürgermeisterhaus zu sehen sein.
Besichtigungen sind nach telefonischer Absprache unter 493286 möglich und - kostenlos!