Mit der Idee, ein reines Elterncafé zu eröffnen, ist Monira Helmy kein kleines Risiko eingegangen – schließlich gibt es in der Stadt nur einen vergleichbaren kommerziellen Anlaufpunkt in Bredeney, der sich auf Dauer auch halten konnte. Nun, nach einem Jahr, weiß die Betreiberin des „Spielwerks“ an der Annastraße: Der Bedarf ist da, der Laden läuft.

„Bekannte haben mir vom ,Spielwerk’ erzählt, hier kann man mit Kind entspannt sitzen und stört niemanden. Mittlerweile komme ich mehrfach in der Woche her“, erzählt Jessica Kelleher, während sie die elf Wochen alte Tochter Sofia an sich drückt. „Die Kinder und auch die Eltern kommen schnell miteinander in Kontakt“, fügt die Mutter an. Wie ihre Freundinnen sitzt auch Jessica Kelleher in Socken am Tisch. Um sie herum sieht es fast aus, als hätte eine Bombe im Kinderzimmer eingeschlagen. Ein herrenloses Tretauto steht in der Gegend herum. Bausteine liegen kreuz und quer auf dem Boden verteilt, ein Klettermaxe versucht lautstark auf eine Plastikrutsche zu kraxeln. Zuhause-Atmosphäre.

„So hatte ich mir das auch vorgestellt“, berichtet Monira Helmy und lässt die Blicke über ihre rund 160 Quadratmeter schweifen. Die kleinen und die etwas größeren Kinder haben getrennte Spielecken, ein kleines Trampolin wartet auf den nächsten Einsatz, überall stehen bequeme Sofas und Sessel herum, vom Spielzeug einmal abgesehen ist der Parkettboden so sauber, dass man davon essen könnte.

Eine Gastronomie, die genau auf die Bedürfnisse von Eltern abgestimmt ist: So war der Plan, den die ehemalige „Tempelbar“-Betreiberin Monira Helmy von der Innenstadt nach Rüttenscheid getrieben hat. „Wenn die Eltern mit ihren Kindern einmal ausgehen, stehen sie oft unter Druck. Das Kind schreit, die anderen Gäste fühlen sich gestört, das ist nicht schön“, weiß die 39-Jährige aus eigener Erfahrung, allerdings als Patentante. Platz sollte genug für den ganzen Kram sein, den Mütter und Väter so mit sich herumschleppen, die Musik sollte schön leise sein und die Kinder sollten sich frei bewegen können, ohne gleich durch den Ausgang verschwinden zu können. Und natürlich sollte es Spielzeug reichlich geben.

„In Köln, Berlin, Hamburg oder Frankfurt gab es so etwas. Nur in Essen kaum“, erläutert Monira Helmy. Genauer gesagt: Einmal mit der Bredeneyer „Krümellounge“, ansonsten hat man die Wahl zwischen einer „normalen“ Gastronomie mit Spiele-Ecke oder den Elterncafés von Gemeinden oder sozialen Einrichtungen.

Und dann kamen 300 Gäste zur Einweihung. „Das war klasse. Schon nach fünf Monaten haben wir das erste Mal schwarze Zahlen geschrieben“, freut sich die Wirtin. Dabei lief beileibe nicht alles glatt. Als am Anfang ihre Gäste die Frischhalteboxen auspackten, um die Kinder durchzufüttern, führte sie neben dem üblichen Frühstück einen günstigen Kinderteller mit frischem Obst und Gemüse ein. „Mittlerweile kommen zwischen 30 und 80 Gäste am Tag, auch aus anderen Stadtteilen und Städten“, freut sich Monira Helmy.

Aber: „Im Sommer sind die meisten Eltern weg“, sagt sie. In Zukunft will sie Gruppen, etwa einen Nähkurs, in den Nebenräumen unterbringen. Außerdem hat sie die Lebenserwartung von Spielzeug überschätzt und muss wohl einen Spielebeitrag von 1,50 bis 2,50 Euro einführen. Doch das wird wahrscheinlich ihre Gäste auch nicht groß erschüttern: Der Bedarf ist groß.