Essen. . Die Unruhen in Ägypten und die Reisewarnung des Auswärtigen Amts beunruhigen die Ägypten-Urlauber. Viele sagen ab oder buchen ihren Urlaub in andere Länder um.
Eigentlich hätte Rosali Wenger ihre Koffer längst gepackt, „ich mach’ so etwas immer ein paar Tage vor dem Urlaub“, sagt die Altendorferin. Mit ihrer besten Freundin soll’s am Mittwoch ins ägyptische Hurghada am Roten Meer gehen. Eigentlich. „Als wir hörten, dass dort jemand bei den Ausschreitungen getötet wurde, haben wir die Reise abgesagt und umgebucht, obwohl wir uns schon sehr darauf gefreut haben“, beklagt die 28-Jährige. Nun geht’s in die Türkei, nicht zum Taksim-Platz nach Istanbul, „auch das wäre ein zu heißes Pflaster. Wir reisen nach Ankara“.
„Das Fernweh hat gesiegt“
El Gouna, 22 Kilometer von Hurghada entfernt, hatten sich Sarah Weber aus Kettwig und ihr Freund Dominic Mierlita ursprünglich als ihr Traumreiseziel ausgeguckt. „Es sollte unsere erste gemeinsame Ägypten-Reise werden, doch daraus wird nichts.“ Veranstalter Alltours ist kurzfristig vom Vertrag zurückgetreten, das Kettwiger Reisebüro informierte beide darüber. „Wir konnten uns aussuchen, ob wir den Gesamtpreis zurück haben oder woanders hin umbuchen wollen“, sagt die 27-Jährige. Nun geht’s für beide ins türkische Side. „Denn zuhause zu bleiben war keine Alternative für uns. Das Fernweh hat gesiegt. Wir hoffen nur, dass sich nicht die Lage in der Türkei nicht auch noch verschärft. Sonst haben wir wirklich keine Lust mehr auf Urlaub“, so Weber.
Allen Widrigkeiten zum Trotz versucht Claudia Gretenkort vom Kettwiger Reisebüro ihren Kunden dennoch einen schönen Urlaub zu ermöglichen. „Bisher haben nur wenige umbuchen müssen, weil der Reiseveranstalter nun abgesagt hat. Die meisten wollen jetzt selbst wirklich dahin, denn vor allem wer Schnorcheln will, hat in Europa nicht viele andere Möglichkeiten“, sagt die Geschäftsführerin. Für Reisen die nach dem 15. September stattfinden, habe sie bisher keine Stornierung. „Es war bisher noch nicht ein Kunde bei mir, der wegen Angst absagen möchte“, betont Gretenkort. Preislich gesehen dürfte es auch nicht viele Alternativen zu Ägypten geben. „Wer umbucht, entscheidet sich meist für Spanien, die Türkei oder selten auch Griechenland.“
„90 Prozent der Kunden, die nach Ägypten wollten, stornieren oder buchen um“, betont Philipp Wenglikowski von „Kozica Reisen“ in Katernberg. Zumindest seitens der großen Reiseveranstalter sei dies überwiegend kostenfrei möglich. „Das Problem ist, dass es aktuell zu wenig freie Kapazitäten auf dem Urlaubsmarkt gibt“, sagt Wenglikowski. Nur wer nach Tunesien oder in die Türkei umbucht, erhalte ein ähnlich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenglikowski kennt jedoch auch mehrere Paare, die trotz der aktuellen Lage nicht stornieren oder umbuchen wollen: „Sie haben meist Bekannte vor Ort, die meinen, die Lage sei gar nicht so schlimm und dass sie dennoch kommen sollen.“
Nachdem das Außenministerium am Freitag eine Reisewarnung rausgegeben hat, laufen die Telefone bei Explorer Fernreisen an der Weberstraße heiß. „Wir hatten am Samstag sogar zusätzliches Personal im Reisebüro“, sagt Pressesprecher Rüdiger Berger. Über ihre Tochterfirma „Orca“ würden vor allem Tauchreisen nach Ägypten angeboten. „Die Reisewarnung irritiert und verunsichert die Reisenden. Es gibt viele, die trotz allem nach Ägypten reisen wollen“, so Berger. Denn für Kiter und Taucher sei die Küste am Roten Meer ein Traumziel.
Warten auf das „Okay“
Nicht mehr nach Ägypten reisen will hingegen Kevin Brosch. Zusammen mit seiner Familie hatte er 14 Tage Urlaub in El Gouna via Schauinsland Reisen gebucht. „Doch ich habe Angst, dass sich die Lage verschlimmert“, so der 25-jährige Student. Vor zwei Jahren sei er bereits dort gewesen: „In der Anlage selbst muss man keine Angst haben, aber der Weg dahin führt vorbei an verfallenen Hotels. Das ist gruselig.“ Einfach Absagen gehe aber noch nicht. „Wir haben noch kein Okay für die kostenfreie Stornierung. Nach Mallorca oder Madeira wollen wir nicht umbuchen“, so Brosch. Für ihn hat sich der Urlaub damit erledigt.