Essen-Kettwig. .

Als Claude Huppertz 1965 an der Ruhrtalstraße das Ange d’or eröffnete, bekam „Jahrhundertkoch“ Paul Bocuse gerade für sein Restaurant in Lyon den dritten Michelin-Stern verliehen.

Zwei Sterne gab es bald auch für die französische Küche in Kettwigs Gourmet-Tempel. 1973 und 1989. „Kettwig war damals in Deutschland das kleinste Dorf mit fünf Sternen. Wir hatten zwei, die Residénce zwei und das Schloss-Hotel Hugenpoet einen.“

Doch 1991 gab Claude Huppertz seine Sterne überraschend zurück. „Viele hielten mich damals für übergeschnappt. Sogar Radio Monaco rief an und erkundigte sich nach meiner geistigen Gesundheit“, erzählt der gelernte Textilkaufmann, der eigentlich Schiffskoch werden wollte.

Restaurant wurde von 30 auf100 Plätze erweitert

Das Projekt danach: Gemeinsam mit seinem Sohn, der ebenfalls Claude heißt, krempelte er das Restaurant völlig um und verpasste ihm ein schickes Styling, erweiterte von 30 auf 100 Plätze, und hängte an den Goldenen Engel ein schlichtes junior.

Am 31. Dezember 2013 wird auch diese Ära ein Ende haben. Das Ange d’or junior schließt, die Immobilie wird verkauft. Und für Vater und Sohn geht es auf zu neuen Ufern. Über die Ziele möchte der Senior aber noch nicht sprechen, erst dann, „wenn ich klare Aussagen machen kann“. Er werde auf jeden Fall in Deutschland bleiben. Halt mal hier und mal da. Er werde immer etwas zu tun haben, und neue Ideen gebe es genug. Und bald auch mehr Zeit dafür, denn „ich gehe vor 2 Uhr nicht ins Bett. Und nach fünf Stunden ist meine Nacht zu Ende.“

75 Jahre ist er jetzt alt, aber „ich bin kein typischer 75er. Ich habe früh angefangen, mich auch mit anderen Dingen zu beschäftigen, mich nicht nur auf die Gastronomie zu fokussieren. Ich kann überall alles machen. Und das ist reizvoll. Aus dem Tagesgeschäft werde ich auf jeden Fall aussteigen.“

Claude Huppertz hat das Essener Humboldt-Gymnasium besucht und gibt den Tipp weiter, „dass man in der Schule schon gut aufpassen sollte. Ich habe immer davon gezehrt...“

Zwischen Kettwig und Werden liegt das Restaurant. Ein bisschen versteckt, ein bisschen verrückt eingerichtet, mit nach wie vor hervorragender Küche von hoher Qualität, aber mit „höchstens zwei Händen voll Kettwiger als Gäste“. Probleme mit den Kettwigern habe er eigentlich nie gehabt. Aber so richtig warm geworden sei man auch nicht miteinander.

Was ihn an dem Stadtteil schon lange ärgert, sind „die berühmten Mittagsschlusszeiten. Hat der Laden auf? Hat er geschlossen? Das ist solch ein Anachronismus.“

Claude Huppertz kocht gern - „alles, was wir anbieten, kann ich selbst zubereiten“ - und reist gern. Er war unter anderem in Australien, in Japan und Indien, spricht mehrere Sprachen, kann sich gut eine Schulung für Gäste vorstellen. „Besonders in Deutschland gibt es eine Menge Unsitten. Dazu gehört es, dass an einem Tisch getrennte Rechnungen verlangt werden. Das ist in Amerika oder Frankreich nicht möglich.“

Eigentlich hat bislang in seinem Leben alles so funktioniert, wie er es sich vorgestellt hat. Aber dahinter stecken viel Arbeit und ein starker Wille. „Jetzt will ich nur noch das machen, was mir Spaß macht.“

Die Betonung liegt eindeutig auf dem Wort „machen“. Claude Huppertz ist ein Macher, der sich in keine Schublade stecken, in keine Rolle pressen lässt. „Glück gibt es im Lotto, aber nicht im Leben.“