Essen. . Die Polizei fahndet bundesweit nach dem 50-jährigen Cemil G. aus Frohnhausen: Der Türke soll seine 19 Jahre alte Tochter erschossen und seine Ehefrau (45) lebensgefährlich verletzt haben .
Dass die Polizei in regelmäßigen Abständen vor dem Haus Nummer 30 in der Busehofstraße im Essener Westen auftauchte, war für die Anwohner schon nichts Ungewöhnliches mehr. Immer wieder schritten die Beamten bei der Familie G. ein, um den brutalen Ehemann in seine Schranken zu weisen. Erst vor wenigen Tagen hatte es in dem Frohnhauser Mehrfamilienhaus einen solchen Einsatz in Sachen häusliche Gewalt gegeben. Offenbar ohne nachhaltigen Eindruck: Am Mittwochabend eskaliert die Situation endgültig. Es gibt nicht nur Schläge. Es fallen Schüsse. Es fließt Blut. Eine junge Frau stirbt. Danach taucht ihr Vater unter. Jetzt fahndet die Polizei bundesweit nach dem flüchtigen Cemil G.. Der 50-Jährige hat vermutlich eine großkalibrige Waffe bei sich und gilt nach Auskunft der Behörden als gefährlich.
Was kaum verwundert, nach einem solchen Verbrechen: Der Türke steht unter dem dringenden Verdacht, seine 19 Jahre alte Tochter erschossen und seine Ehefrau mit Kugeln aus einer Pistole oder einem Revolver lebensgefährlich verletzt zu haben. Die 45-Jährige konnte nur durch eine stundenlange Notoperation gerettet werden. Ihr Zustand sei nach wie vor kritisch, hieß es gestern. Für ihre Tochter jedoch kam bereits am Mittwochabend jede Hilfe zu spät: Die junge Frau starb trotz aller Rettungsversuche noch in der Wohnung im dritten Stock des Mehrparteienhauses.
Zwei weitere Töchter des Ehepaars waren zum Zeitpunkt des Verbrechens glücklicherweise nicht zu Hause. Eine 20-Jährige ist bereits ausgezogen, ihre jüngste Schwester (12) bei Verwandten untergekommen. Jetzt ermittelt eine Mordkommission die Hintergründe der Bluttat. Der genaue Auslöser für die Familientragödie scheint noch nicht bekannt zu sein. Hatte es keinerlei Hinweise auf eine solche Tat gegeben? Nein, sagt die Polizei.
Cemil G. saß bereits im Gefängnis
Dabei ist Cemil G. den Behörden seit über 15 Jahren bekannt, ein Mann, der immer wieder zu Gewaltausbrüchen neigte. Er saß schon einmal im Gefängnis wegen Körperverletzungs-Delikten, heißt es. Über Details schweigen sich die Behörden zurzeit noch aus. Zudem soll es ihm nach mehreren Übergriffen inzwischen sogar gerichtlich untersagt worden sein, sich seiner Frau und dem Haus an der Busehofstraße zu nähern.
Was erklären könnte, warum der Türke nach Beobachtungen von Nachbarn in jüngster Zeit im Frohnhauser Eis-Café „Gervinus“, dessen In- oder Mitinhaber er sein soll, übernachtet hat. Was aber auch erklärt, warum die Polizei die Situation vor Ort nicht mehr in regelmäßigen Abständen überprüfte, wie sie es nach anderen Fällen akuter häuslicher Gewalt auch tut: „Wir kontrollieren in der Tat, ob Rückkehrverbote von in der Regel zehn Tagen eingehalten werden“, bestätigt Polizeisprecher Lars Lindemann. Gibt es allerdings ein gerichtlich bestätigtes Aufenthaltsverbot, sieht sich die Polizei außen vor.
Während die Behörden seit gestern bundesweit nach dem Familienvater unter Mordverdacht fahnden und selbst Flughäfen ins Visier nehmen, weil sie befürchten müssen, dass sich Cemil G. zu Verwandten in seine türkische Heimat absetzt, trauerten Verwandte, Bekannte und Anwohner vor dem Haus an der Busehofstraße. Bereits in der Nacht hatten sich schockierte Nachbarn dort versammelt, sahen, wie die Leiche der 19-Jährigen von Bestattern abgeholt wurde. Vor dem Eingang legten sie Blumen ab und entzündeten Kerzen, um ihrer Fassungslosigkeit und Anteilnahme Ausdruck zu verleihen.
Die ältere Schwester des Opfers soll in Kürze aus dem Urlaub zurückkehren. Dass die 19-Jährige erschossen wurde und ihre Mutter in Lebensgefahr schwebt – das wisse sie vermutlich noch gar nicht, mutmaßen Nachbarn.
Der von der Polizei gesuchte Cemil G. ist knapp 1,80 Meter groß und etwa 76 Kilogramm schwer. Er hat schwarzes gelocktes Haar. Als er am Mittwochabend spurlos verschwand, war er mit einer schwarzen Hose und einem schwarzen Hemd bekleidet. Hinweise zu dem Mann, der vermutlich eine großkalibrige Waffe mit sich führt und als gefährlich eingestuft wird, nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Hinweise bitte unter 110.