Essen/New York. Der Verkauf des Brasilien-Werkes von Thyssen-Krupp könnte offenbar scheitern. Das Unternehmen spreche mit dem Stahlkonzern CSN über eine Variante, die nur den Verkauf eines US-Werkes vorsehe, hieß es in einem Medienbericht. Experten erwarten mit Spannung, ob sich der Konzern am Dienstag dazu äußert.

Der angeschlagene Stahlriese Thyssen-Krupp steht beim geplanten Verkauf seines Stahlwerks in Brasilien möglicherweise vor einem Strategiewechsel. Wie das "Wall Street Journal" am Dienstag unter Berufung auf Branchenkenner berichtete, droht der Verkauf der verlustreichen Anlage zu scheitern. Derzeit werde mit dem brasilianischen Stahlunternehmen CSN über eine Variante gesprochen, die nur den Verkauf des Weiterverarbeitungswerkes im US-Bundesstaat Alabama vorsehe, schrieb das Blatt. Für dieses Werk könnte CSN eine Summe von 1,5 Milliarden US-Dollar zahlen und sich zugleich verpflichten, jährlich mehrere Millionen Tonnen Stahl aus dem brasilianischen Stahlwerk abzunehmen.

Ein Konzernsprecher von Thyssen-Krupp wollte den Bericht nicht kommentieren und wiederholte frühere Aussagen, wonach eine "zeitnahe" Einigung in den Verhandlungen angestrebt werde. Mit einem führenden Anbieter befinde man sich in fortgeschrittenen Verhandlungen, betonte der Sprecher.

Aussagen zu Werken im Ausland erwartet

Am späteren Dienstagnachmittag wollte der Industriekonzern die Geschäftszahlen zum dritten Quartal vorlegen. Mit besonderer Spannung werden dabei Aussagen des Vorstands zum Stand der schleppenden Verkaufsverhandlungen in Brasilien und den USA sowie zu einer möglicherweise bevorstehenden Kapitalerhöhung erwartet.

Für Thyssen-Krupp haben sich die erst 2010 in Betrieb genommenen Stahlwerke zu einem Milliardengrab entwickelt. Die Anlagen, für die das Unternehmen 12 Milliarden Euro ausgegeben hat, stehen derzeit nur noch mit 3,4 Milliarden Euro in den Büchern. Hierdurch wurde das Eigenkapital von Thyssen-Krupp stark angegriffen, so dass der Vorstand über eine Kapitalerhöhung nachdenkt. Diese könnte nach Einschätzung von Kennern aber erst dann akut werden, wenn der geplante Verkauf der Stahlwerke in Übersee perfekt ist.

Ministerpräsidentin Kraft: "Gesunder Konzern"

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hatte im Sender n-TV die anhaltenden Diskussionen um Thyssen-Krupp als "Schwarzmalerei" bezeichnet. Es seien Fehlinvestitionen gelaufen in dem Unternehmen und es habe kartellrechtliche Problemsituationen gegeben. "Aber alles in allem ist das ein guter, ein gesunder Konzern". Die NRW-Regierung habe hohes Interesse daran, dass Thyssen-Krupp bestehen bleibe. (dpa)