Was wir in Essen zurzeit erleben, ist ein klassischer Fall mangelnder Absprache vieler Behörden. Es ist im Grunde ja klug, Bauarbeiten auf verkehrsarme Zeiten zu legen - nur dürfen es nicht zu viele auf einmal sein. Das Essener Straßennetz ist prinzipiell leistungsfähig und wird auch mit Engpässen fertig - das haben wir 2012 bei der großen A 40-Sperrung eindrucksvoll gesehen. Wenn aber zu vieles gleichzeitig passiert, wenn wichtige Schlupflöcher verstopft und Alternativen wie Bus und Bahn auch noch geschwächt werden, dann wird es haarig. Genau das ist derzeit zu besichtigen.

Zugrunde liegt vielleicht auch eine Überschätzung der Sommerferien. Mag es früher so gewesen sein, dass sich mit Schulschluss schlagartig die Straßen leeren, so verteilen sich Urlaube heute doch sehr viel breiter im Sommerhalbjahr. Das heißt, es sind auch jetzt viele Leute da, die aus beruflichen Gründen auf funktionierende Straßen und den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind. Die Lehre aus den Essener Chaos-Tagen sollte sein: klüger koordinieren - und weniger auf einmal wollen.

Frank Stenglein