Sommer in Werden – das heißt in erster Linie, entspannt an der Ruhr sitzen, im Biergarten ein kühles Pils trinken, auf der Brehminsel picknicken. Das dachte ich zumindest, als ich loszog, um Werden am Wasser einzufangen. Auf der Suche nach sommerlicher Atmosphäre an der Ruhr musste ich jedoch feststellen: Ganz so einfach ist das nicht.
Mein erster Versuch: Ein Samstag im Juli. Es war zwar warm, aber leider machte sich die Sonne rar, der Himmel war mit Wolken verhangen. Und ich sah es schon von der Brücke aus: Auf dem Brehm und am Ruhrufer herrschte gähnende Leere. Am Tretbootverleih schaukelten die Bötchen allesamt festgebunden am Steg. Dieses Wetter war den Werdenern wohl nicht wirklich sommerlich genug.
Am vergangenen Freitag versuchte ich dann mein Glück erneut. Immerhin verkündete der Wetterbericht einen wolkenlosen Himmel und Temperaturen weit jenseits der 30 Grad-Marke. Eigentlich eine gute Gelegenheit, um Urlaub vor der eigenen Haustür zu machen. Das dachte ich zumindest...
Am Tropenhitze-Freitag wares menschenleer
Doch schon im Bus, der mich nach Werden bringt, gibt es an diesem Nachmittag nur ein einziges Thema: die viel zu hohen Temperaturen. Ich befürchte Schlimmes für die Wiederauflage meiner Werden-ans-Wasser-Geschichte – und ich irre mich nicht. Die Sitzstufenanlage an der Ruhr, die Bänke auf der Brehminsel, die Tische des Biergartens – alle menschenleer. Ein Mangel an Sonnenschein ist wirklich nicht zu beklagen – es ist wohl eher zu viel des Guten. Nur im Schatten sitzen einige wenige Spaziergänger, die vom schweißtreibenen Laufen eine Pause brauchen. „Heute ist es einfach für alles zu heiß“ bestätigen Steffen und Leni, die mit einem Eiskaffee in der Hand auf dem Weg nach Hause sind.
Harald Zankl wohnt direkt am Ruhrufer. „Selbst die Abgebrühten schmeißen heute das Handtuch“, kommentiert er. Bei weniger heißem Wetter säßen hier oft viele Menschen am Wasser. Ich habe den Sommer wohl an zwei launischen Tagen erwischt – einmal zu kühl, einmal zu heiß. Ein paar Tretbootfahrer zeigen sich an diesem tropischen Freitag dann aber doch noch und unter den Bäumen, und auf der Brehminsel entdecke ich einige Picknicker.
Schließlich begegnet mir auch noch eine echte Sommerfreundin auf Werdens Naherholungsinsel. Julia liegt in der prallen Sonne und liest ganz entspannt. Ihr sind die 36 Grad offensichtlich nicht zu viel. „Ich bin gerade aus Rom zurückgekommen, heißes Wetter bin ich also gewöhnt.“ Der Winter war schließlich lang genug.