Kupferdreh.

Stute Hope läuft auf der Weide auf und ab, hin und wieder neigt sich ihr Kopf nach unten und sie grast genüsslich vor sich hin. Derweil steht Hengst Life ein paar Meter weiter entfernt vor einer Außenbox und wird von Pferdefreundin Kathrin Hermans gestriegelt. Was sich alles nach einem perfekten Pferdeleben anhört, erleben die beiden Vierbeiner erst seit wenigen Tagen. Sieben Jahre zuvor wurden die beiden Vollblüter vernachlässigt, standen in einem abgedunkelten Stall ohne Fenster, ohne Tageslicht, ohne Auslauf. Ihr Leben spielte sich auf engstem Raum in einem Gelsenkirchener Stall ab.

Das Leid, das die Tiere durchmachten, wurde erst bekannt, nach dem ihr Besitzer verstarb und eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes den Nachlass des Verstorbenen regeln musste. „Die beiden Pferde sollten zum Abdecker“, erzählt Ilka Wienhöfer, die sich sofort dazu bereit erklärte, die Tiere vor dem Schlachter zu retten. Die 32-jährige Tierliebhaberin hat bereits sieben eigene Pferde auf dem Singscheider Hof, wo nun auch Life und Hope untergestellt sind. Stallbetreiberin Bettina Hagemann bot sofort ihre Hilfe an; stellt sowohl den Platz, das Wasser und Heu zur Verfügung. „Mir taten die Tiere so leid, da mussten wir einfach helfen“, so Hagemann über die Situation der todgeweihten Pferde.

Seit rund zwei Wochen haben der zwölfjährige Hengst und die 17-jährige Stute also in Kupferdreh das Paradies auf Erden gefunden. Sie kommen raus auf die Weide und werden von Ilka Wienhöfer, Bettina Hagemann und Kathrin Hermans liebevoll umsorgt, gestreichelt, geputzt und gefüttert. „Wir haben die beiden auch umbenannt, damit bloß nichts mehr an ihr altes Leben erinnert. Der Hengst hieß vorher Tegano; die Stute Titana“, erzählt Wienhöfer.

Die Vollblüter waren nicht nur abgemagert, sondern haben, bedingt durch die Stallhaltung ohne Bewegung, auch extreme Hufprobleme. Hinzu kommt, dass der Hengst mit einer Lichtallergie zu kämpfen hatte. Außerdem soll er so schnell wie möglich kastriert werden, damit er auch mit anderen Pferden zusammen auf die Weide und sich überall frei bewegen kann.

Von einer gesunden Muskulatur ist bei beiden keine Spur. Die ersten tierärztlichen Maßnahmen wurden bereits eingeleitet und der Schmied behandelte die Hufe. Aber bis die beiden Tiere wieder so richtig fit und aufgepäppelt sind, bedarf es noch ganz, ganz viel Zeit, Geduld, Liebe, Vertrauen und vor allem aber auch Geld.

Hohe Kosten für Arzt und Schmied

Mit der Aufnahme der beiden Tiere hat sich Ilka Wienhöfer dem Veterinäramt gegenüber verpflichtet, für die Tiere zu sorgen und damit auch für die anfallenden Kosten aufzukommen. „Das mache ich gerne, immerhin wäre sonst der Schlachter die Alternative gewesen“, so die Pferderetterin.

Die Kosten für den Tierarzt und den Hufschmied werden sich aller Voraussicht nach auf 2000 bis 3000 Euro belaufen. Eine stolze Summe, die erst mal gestemmt werden muss. Ilka Wienhöfer und das Team vom Singscheider Hof sind daher auf Spenden und Hilfe angewiesen.