Es ist ein starkes Signal: CDU und SPD stellen ihre Differenzen und Animositäten zurück und wollen ein Zweckbündnis pro Messe bilden. Wenn die Grünen nicht wieder mal so sicher wären, alles richtig zu machen, könnte sie dieser Vorgang beeindrucken. Der Holzweg ist breit, auf dem die Grünen wandeln. Beide potenziellen großen Partner sind beim Thema Messe auf der anderen Seite, es bleiben nur die Linken als parteipolitische Mitstreiter. Die Grünen setzen natürlich auf viele skeptische Bürger, denen die Messe-Pläne nicht geheuer und der Ausstellungsbetrieb generell nicht sonderlich sympathisch ist. Ob dieses Spiel mit den Emotionen aufgeht, wird man schon bald sehen.

Und die Hoffnungen der SPD? Die Sozialdemokraten sehnen sich nach mehr Bedeutung in der Stadt. Rainer Marschan als Chef der größten Ratsfraktion hofft, endlich einen Fuß in die Tür zu bekommen, die vom Viererbündnis bislang ziemlich konsequent zugehalten wird. Potenziell ist der Teilneubau der Messe sicherlich wichtig genug, um Verschiebungen in der kommunalpolitischen Statik zu bewirken. Dennoch sind sie nicht sehr wahrscheinlich. Taktische Erwägungen und die Mehrheitsverhältnisse sprechen dagegen.

Denn was hätten Thomas Kufen und Co. dauerhaft an der Seite der SPD zu gewinnen? Als Juniorpartner der größeren SPD-Fraktion könnte Kufen nicht die Rolle spielen, die er jetzt als zumeist geschickter Moderator des Viererbündnisses und Gegenspieler des Oberbürgermeisters innehat. Und für die CDU als Partei und Fraktion gilt ähnliches.

Auch ein dauerhaftes Flüchten der Grünen aus dem Viererbündnis ist derzeit noch unwahrscheinlich. Schwarz-grün ist zwar nahezu überall in Deutschland mausetot, eine Besonderheit sorgt aber in Essen für andere Verhältnisse: Bei den hiesigen Grünen ist die Animosität der SPD gegenüber noch immer deutlich größer als die Ressentiments Richtung CDU. Historische und personelle Gründe sind dafür verantwortlich. Die SPD hat in den langen Jahren der absoluten Mehrheit und bei den arrogant vergeigten Koalitionsverhandlungen 2009 die Grünen nachhaltig verärgert. Und zwischen CDU und Grünen „menschelt“ es positiv, zwischen SPD und Grünen hingegen überhaupt nicht. Für die Ewigkeit muss all das nicht sein, in letzter Zeit gab es zumal bei eher linken Grünen durchaus Lockerungsübungen. Das Messe-Thema ist aber nun jedenfalls nicht geeignet, Rot-Grün zu befördern. Für Kufen ist auch deshalb der schwarz-rote Flirt ein überschaubares Risiko.

Wie auch immer: Es ist gut, dass beide großen Parteien für Vernunft eintreten, selbst wenn man weiß, dass mancher vom SPD-Sozialflügel dabei die Faust in der Tasche ballt. Aber Disziplin ist schließlich eine alte sozialdemokratische Tugend.