Raub wird dem Essener und den fünf Gelsenkirchenern vorgeworfen, dazu Einbrüche. Spezialisiert hatten sie sich laut Anklage auf Filialen von Aldi, Lidl und der Post. Aber auch „Fressnapf“-Geschäfte, Filialen der Post und Bäckereiketten blieben nicht verschont. Rund 100 Straftaten wirft Staatsanwältin Heike Hantke vor der XVI. Essener Strafkammer den Angeklagten auf 164 Seiten vor. 15 Einbrüche und Überfälle davon auch in Essen.
Es ist die Masse der Vorwürfe, die das Verfahren schwierig macht. Denn die Beweislage ist für die Anklägerin nicht schlecht. Nachdem der „Räuberhauptmann“ Claudio P. (34) rund 150 Taten gestanden hatte, meldete sich auch der Großteil der übrigen Angeklagten. Für sie hat das Geständnis härtere Konsequenzen. Denn der Chef war Anfang 2012 zu achteinhalb Jahren Haft für neun Überfälle verurteilt worden. Danach belastete er die Komplizen, nachdem er sich selbst Straffreiheit zusichern ließ.
Seit 2003 war die Bande aktiv. Schwerpunkt ihrer Taten war Gelsenkirchen. Etwa am 3. Dezember 2007, als fünf Mitglieder Lidl am Kärntener Ring überfielen. Eine von ihnen arbeitete dort in der Filiale, gab laut Anklage Tipps und öffnete Hintertür sowie Tresortür. Maskiert und mit einer silbernen Pistole bewaffnet drangen sie in die Büroräume ein. Die Komplizin fesselten sie nur zum Schein, ihre nicht eingeweihte Kollegin sperrten sie in die Herrentoilette. Fast 40 000 Euro erbeuteten sie.
Lohnender war da der Überfall auf die Aldi-Filiale an der Wilhelm-Nieswandt-Allee in Altenessen. Durch die Vermittlung eines ihrer Komplizen kamen vier Mitglieder der Bande ins Gespräch mit einem dort beschäftigten Mitarbeiter. Er erklärte sich schnell bereit, bei der Tat mitzumachen. Am 17. Mai 2010 fuhren sie zu der Filiale. Einen nicht eingeweihten Aldi-Mitarbeiter überwältigten sie sofort, fesselten ihn. Ein Klebeband über dem Mund sorgte dafür, dass er nicht schreien konnte. Sein eingeweihter Kollege führte die Täter zum Tresor und öffnete ihn. Danach ließ er sich fesseln. Die Räuber verschwanden mit den 60 000 Euro Bargeld, die sie im Tresor gefunden hatten. Gelohnt hatte sich in Essen auch der Geldautomat am Finanzamt: 52 000 Euro.
Rund 100 Taten
Für die Aufklärung der fast 100 Taten hat Richter Martin Hahnemann bislang zehn Prozesstage angesetzt. Möglicherweise kann das Verfahren aber verkürzt werden, wenn die Strafkammer einige der Anklagepunkte einstellen wird. Denn auf jeden einzelnen Fall wird es für das Strafmaß nicht ankommen