Essen. Die Menschen in Nordrhein-Westfalen leiden unter der Rekord-Hitze am Freitag. Bis zu 33 Grad heiß wurde es am Mittag in manchen Orten. Ob bei Gleisbauarbeiten, als Rettungsschwimmer im Freibad oder in der Imbissbude an der Friteuse - überall schwitzten am Freitag Menschen bei heißen Jobs.
Schweißperlen rinnen über die Stirn der Arbeiter - und das schon am frühen Vormittag. Die Männer der Firma Gasthaus verlegen an der Heinitzstraße in Essen neue Gleise für die Straßenbahn. Auch am heißesten Tag des Jahres in NRW haben sie kein Hitzefrei.
Wie ihnen geht es unzähligen Menschen, die am Freitag an extrem heißen Arbeitsplätzen den Rekord-Temperaturen trotzen müssen. Bereits in der Nacht wurden in Duisburg 23 Grad gemessen - die Stadt war damit der wärmste Ort Deutschlands zu dieser Zeit. Bis auf 33 Grad stieg die Temperatur gegen Mittag in NRW. Meteorologen haben für diesen Tag bis zu 39 Grad am Niederrhein vorhergesagt.
"Wir können nur frühzeitig anfangen, um nicht in dieser Bullenhitze arbeiten zu müssen", erklärt Hans-Peter Zertisch. Er ist Schachtmeister, Chef der Baustelle. Am liebsten würde er schon um 4 Uhr morgens loslegen. Doch das geht nicht, weil sich dann die Anwohner beschweren. Am Nachmittag würden seine Männer dafür früher Schluss machen. Da wird es unerträglich. "Dann schnell nach Hause und schwimmen gehen", sagt er.
Zur Not wird für die Bauarbeiter der Hydrant aufgedreht
Zertisch sitzt im Bauwagen. Hier gibt es Getränke für die Arbeiter. Fast vier Liter Wasser trinke er am Tag, erklärt der 52-Jährige. Bei dem Wetter müssten die Männer mehr Pausen machen. Wenn gar nichts mehr helfe, drehe er den Hydranten auf, damit sie sich darunter abkühlen können.
Draußen schweißt einer der Arbeiter die Gleisstücke. "Die Schweißer sind nur morgens im Einsatz", sagt Zertisch. Danach sei es einfach zu heiß. Mehrere hundert Grad kann das Gerät erreichen. Zusätzliche Hitze strahlt auch der 240 Grad heiße Bitumen ab, den die Männer aufbringen.
Auf besonders schwere Arbeiten werde an einem solch heißen Tag verzichtet, erklärt der Schachtmeister. So sind Gleisstopfarbeiten, bei denen der Untergrund mit einem Rüttelgerät verdichtet wird, tabu. "Das ist zu laut und zu anstrengend."
Evag versorgt Bahn- und Busfahrer kostenlos mit Getränken
Auch an den Bus- und Bahn-Fahrern der Evag, der Essener Verkehrsbetriebe, geht die Rekord-Hitze nicht spurlos vorbei. In den Pausen stelle das Unternehmen kostenlos Getränke zur Verfügung, erklärt Evag-Sprecher Olaf Frei.
Gerade die alten Straßenbahnen seien nicht klimatisiert. Das würde wohl auch wenig bringen, weil die Türen ständig auf und zu gehen. Dafür dürfen die Fahrer zwischendurch, etwa wenn sie an einer Haltestelle stehen, einen Schluck aus der Wasserflasche nehmen.
Die Sonne strahlt am Vormittag unerbittlich. Pierre Katz steht ganz nah an der Abkühlung. Nur ein Sprung würde reichen und er würde im kalten Nass des Steeler Freibads landen. Aber: Er ist Rettungsschwimmer und wacht hier über die Gäste. Vom Beckenrand aus. Schon am Morgen sind die Besucher in Scharren ins Bad gekommen, das zwar ein städtisches ist aber vom Schwimmverein Steele 1911 geführt wird.
Kinder plantschen im Becken. Katz hat alle im Blick. Für den 25-Jährigen gibt es nur zwischendurch eine kurze Abkühlung unter der Dusche, die den Schwimmbereich von der Wiese trennt.
Jobs bei Rekord-Hitze
"Heiße Kiste" - bis zu 45 Grad könne es in der Imbiss-Bude werden
Fünf bis sechs Liter Wasser trinke er an einem solchen Tag, sagt Katz: "Spätestens wenn die Mittagssonne kommt, hängt man nur noch an der Wasserflasche." Gegen 14 Uhr hat er Feierabend, danach geht es zum Fußball-Training von Teutonia Überruhr. Und dann erzählt er mit Blick auf die Besucher im Wasser des Freibads: "Manchmal ist man schon ein wenig neidisch und möchte am liebsten auch ins Becken springen."
45 Grad - so heiß werde es am Nachmittag wohl in der Verkaufsbude, schätzt Susanne Gustrau. Die 47-Jährige verkauft Pommes, Eis, kalte Getränke im Freibad. Vom Becken her dröhnt Kinderlärm. "Die Sonne steht hier am Nachmittag voll drauf", sagt Gustrau. Die Friteuse und die Eistruhe geben zusätzlich Hitze ab.
"Dann trinke ich drei bis vier Liter am Tag, normalerweise ist es ein halber", erklärt sie. Zwischendurch gehe sie unter die Dusche, kühle Arme und das Gesicht ab. "Am liebsten würde man sich in die Eistruhe reinsetzen."
Freibäder freuen sich über Besucher-Andrang bei der Rekord-Hitze
"Heiße Kiste" nennt Hannelore Rottmann die Verkaufsbude. Die 66-Jährige ist die Erste Vorsitzende des Schwimmvereins Steele 1911. Und sie freut sich über das Wetter: "So was brauchen wir." An solchen Tagen kämen besonders viele Besucher in das Freibad an der Westfalenstraße. Rund 1000 werden es wohl am Freitag sein, schätzt sie.
Weniger freut sich Thomas Hartweg über die Rekord-Hitze. Der 45-Jährige ist Chef in der Imbissbude "Zum Xaver" in Essen-Holsterhausen. Er steht am späten Vormittag hinter dem Tresen an der Gemarkenstraße. Gleich geht das Geschäft los. Doch es würden wohl nicht viele Gäste bei dem Wetter kommen, meint Hartweg.
Temperaturen im Imbiss: 220 Grad für Hähnchen und Haxen, 180 Grad für die Pommes
Rekord-Hitze ist nicht gut für das Imbiss-Geschäft. Gerade die ältere Kundschaft scheut dann den Weg zum Imbiss. Der habe zwar eine Klimaanlage, doch die werde wohl nicht lange gegen Friteuse und Co. ankommen.
Hartweg scheinen die Temperaturen nichts auszumachen, jedenfalls lacht er fröhlich und erklärt: "Auf 38 Grad werde ich hier auch kommen." Im Glas-Ofen drehen sich Hähnchen und Haxen bei 220 Grad. Hartweg macht die Tür auf, ein Schwall heiße Luft kommt ihm entgegen.
Am anderen Ende des kleinen Ladens, an dessen Wänden historische Bilder aus Essen hängen, steht die Friteuse. Circa 180 Grad brauchen die Pommes. "Das strahlt ab", sagt der Imbiss-Besitzer: "Aber es sind ja nicht viele Tage im Jahr, an denen es so heiß ist."