Essen und Dortmund sind ja als Städte Rivalen, im Fußball scheint die Schlacht aber für alle Zeiten geschlagen, oder?

Wer im Fußball nicht träumt, der ist kein Fan. Natürlich muss man realistisch sein, die sind derzeit Lichtjahre entfernt. Aber: Anfang der 1970er Jahre war Essen Erstligist und Dortmund in der zweiten Liga. Und auch Dortmund stand mal kurz vor der Insolvenz. Fußball ist eben immer auch abhängig von glücklichen Umständen. Natürlich träumen wir davon, irgendwann wieder ganz oben mitzuspielen.

Dortmund zeigt auch, was der Fußball einer Stadt geben kann.

So ist es. Städte haben die Chance, sich durch fußballerische Aushängeschilder positiv ins Gespräch zu bringen. Arbeitsplätze, Kaufkraft, Image - was durch einen Fußballverein in der ersten oder zweiten Liga zu schaffen ist, das ist mit Marketing-Maßnahmen gar nicht leistbar, keine Stadt könnte soviel Geld in die Hand nehmen. Deshalb steht für uns das Thema Identifikation so weit oben. Wir wollen den Menschen große Emotionen bieten, aber natürlich auch rational sein im Umgang mit Entscheidern.

Sind sie zufrieden mit dem Engagement der Stadt Essen?

Viele stehen parteiübergreifend positiv zu Rot-Weiss Essen. Man kann sich immer mehr vorstellen, das ist klar, aber wir sind nicht so vermessen zu sagen: Ihr müsst dies oder das tun. Die Stadt ist nun mal finanziell nicht auf Rosen gebettet, da kann und muss der Verein dankbar sein, in einem solchen Stadion spielen zu können. Man muss sich noch mal erinnern: Als der Baubeschluss fiel, waren wir in der 5. Liga. Wir müssen jetzt einfach gut arbeiten, dann schauen wir, was passiert.

Am besten stellt sich wohl bald neuer sportlicher Erfolg ein...

Ja, die Sehnsucht ist natürlich groß. Ich gebe zu, ich träume davon, dass wir dieses Jahr aufsteigen - realistisch ist das aber wohl nicht. Für den Fall, dass es diesmal womöglich wegen Viktoria Köln nicht klappt, dann sollte dieses Ziel im nächsten Jahr offensiver angegangen werden.

Irgendwann wächst erfahrungsgemäß die Ungeduld.

Das ist so. Einerseits muss ich die Erwartungen dämpfen, übertriebene Erwartungen waren bei Rot-Weiss immer das Problem. Andererseits wollen wir natürlich Erfolg haben. Natürlich habe ich keine Lust in den nächsten 20 Jahren in der vierten Liga zu bleiben.

Bleiben sie dem Verein erhalten?

Ja. Solange es Spaß macht, mache ich weiter. Mit Geld ist es jedenfalls definitiv nicht möglich, mich wegzulocken Wenn es nur darum gehen würde, hätte ich den Schritt zu RWE nie gemacht.

Otto Rehhagel hat mir mal gesagt: „Die, die dir jetzt den Weg mit Blumen bestreuen, lassen vielleicht irgendwann den Blumenkübel dran - zum werfen.“ Aber soweit sind wir noch lange nicht.