Zugegeben, wenn das Wort Eliteuniversität fällt, kommt einem nicht gleich die Universität Duisburg-Essen in den Sinn. Das liegt auch daran, dass Essen verglichen mit anderen Hochschulorten noch ein Küken ist. In Bezug auf das Alter kann sich die 2003 gegründete Universität jedenfalls nicht mit der Tradition altehrwürdiger Universitäten wie zum Beispiel Oxford oder Bologna messen. Trotzdem hat Essen als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort viel zu bieten.

Das wissen jetzt auch 14 Studierende der amerikanischen Eliteuniversitäten Harvard, Princeton und der University of Pennsylvania. Zwei Monate verbrachten die angehenden Ingenieure und Naturwissenschaftler im Ruhrgebiet. Vier von ihnen machten in Essen ein einmonatiges Praktikum bei Trimet, Hochtief, Ista oder der Deutschen Bank.

Das Programm nennt sich Ruhr Fellowship und wird vom Initiativkreis Ruhr und der Universitätsallianz Metropole Ruhr organisiert. Die Studenten erhielten ein Stipendium, das Reisekosten, Krankenversicherung und Unterkunft abdeckte. Ziel des Programms ist es laut Jan-Peter Nissen, Geschäftsführer des Initiativkreises Ruhr, die Studenten für das Ruhrgebiet als Forschungs- und Wirtschaftsstandort zu begeistern. Nach ihrer Rückkehr in die USA sollen sie über die positiven Erfahrungen berichten, die sie hier gemacht haben. Somit werden sie zu Botschaftern des Ruhrgebiets, hofft Nissen.

An dem Programm Ruhr Fellows hat auch der 20-jährige Nathan Tyrell teilgenommen. Er studiert Maschinenbau sowie Luft- und Raumfahrttechnik an der namhaften Universität Princeton. Nachdem er im Juni einen Deutschkurs und einige Seminare an der Ruhr-Universität Bochum besucht hat, absolvierte er im Juli ein Praktikum beim Aluminiumhersteller Trimet in Bergeborbeck. „Diese zwei Monate waren eine tolle Erfahrung für mich“, schwärmt Nathan. Studiumsbegleitende Praktika seien in den USA nicht so verbreitet wie in Deutschland. Während seines Praktikums bei Trimet habe er viele nette Menschen kennengelernt und wertvolle Arbeitserfahrung gesammelt.

Genauso begeistert ist Melody Tan, die ebenfalls an der Universität Princeton studiert. Kürzlich hat sie ihren Bachelorabschluss in Hoch- und Tiefbauwesen abgeschlossen.

Zurückkehren, um die neu gewonnenen Freunde zu besuchen

Im Juli machte sie nun ein einmonatiges Praktikum beim Essener Baukonzern Hochtief. „Ich durfte bei der Vermessung von Baustellen helfen und unterstützte meine Vorgesetzten bei der Entwicklung eines Verfahrens, mit dem man in der Hochsee besonders leise Bohren kann“, erklärt die Studentin.

Ihr Besuch im Ruhrgebiet ist für die Elitestudenten nun zu Ende. Im Anschluss an ein gemeinsames Abendessen im Restaurant Hülsmannshof auf der Margarethenhöhe flogen sie wieder in die USA zurück. Dort wollen sie von dem guten Eindruck berichten, den sie von Essen gewonnen haben und andere Studenten ermuntern, auch einmal ins Ruhrgebiet zu kommen.

Sicherlich werde er noch einmal wiederkommen, kündigt Nathan Tyrell an. Dann will er seine neu gewonnenen Freunde besuchen und deutsches Fastfood essen. Denn: „So etwas Gutes wie Currywurst gibt es in ganz Princeton nirgendwo.“