Essen.

Man kennt sich. Aber deshalb ist das Verhältnis zwischen Bilal H. und der Polizei noch lange nicht als gut zu bezeichnen. Seit Donnerstag muss sich der 31-Jährige aus der Nord-City wegen Widerstandes gegen Polizeibeamte vor der Essener Amtsrichterin Heike Stumm verantworten.

Ein heftiger Streit mit seiner Frau hatte am 6. März die Polizei alarmiert. Zunächst war er für die Beamten nicht greifbar, aber nach einem Telefonat mit seinem Anwalt stellte er sich auf der Wache in der Innenstadt. Problematisch wurde es, als ein Arzt ihm Blut abnehmen wollte. „Mit Engelszungen haben wir auf ihn eingeredet“, schildert ein 30 Jahre alter Polizist die Szene. Sie hätten ihm erklärt, dass sie sonst Gewalt anwenden müssen. „So zehn, zwölf Minuten hat das alles gedauert.“

Arme um Körper geschlungen

Es half nicht. „Er stand unter Strom, war aggressiv. Stolz hat er von seinen zwei Jahren im Knast erzählt, da habe er zu fighten gelernt“, berichtet der Polizist. Bilal H. hätte die Arme um seinen Körper geschlungen und gerufen: „Ich mach’ keinen Widerstand, aber mein Blut kriegt ihr nicht.“ Dann ging es los. „Er ist ja ein kräftiger Bursche“, leitet der Polizist die Schilderung der polizeilichen Maßnahme ein. Mit fünf, sechs Beamten hätten sie sich um ihn gescharrt. Ein gezielter Schlag auf seine Augen hätte dafür gesorgt, dass er die Arme im Reflex öffnete. „Wir haben ihn dann an Armen und Beinen gepackt und zu fixieren versucht.“ Weil er sich weiterhin gewehrt habe, bekam er noch einen Ellenbogenhieb auf den Solarplexus.

„Wir kennen uns ja“, erklärt der Beamte, warum so viele Kollegen zur Stelle waren. Übermäßig belasten will er Bilal H. nicht: „Da war kein Schlagen und Treten von ihm.“ Sie hätten ihm erklärt, dass allein sein Sperren und Wegdrehen Widerstand und damit strafbar sei. Aber auch das habe nichts genutzt.

Polizist fehlt als Zeuge

Wie Bilal H. die Sache beurteilt, ist offiziell nicht zu hören. Verteidiger Marc Grünenbaum lässt ihn schweigen. Das fällt seinem Mandanten nicht leicht. Spontan schaltet er sich ein. Mit „Lüge“ kommentiert er die Aussage des Polizisten, bekommt dafür ein „Schnauze halten“ seines Anwaltes zu hören. Richterin Heike Stumm schmeißt in Ermangelung eines Hammers ihre Schlüssel auf den Tisch, um für Ruhe zu sorgen.

Weil ein weiterer Polizist als Zeuge fehlt, muss der Prozess fortgesetzt werden. Anwalt Grünenbaum spricht von einem legitimen Widerstand, weil die Blutprobe rechtswidrig gewesen sei. Denn der Mandant habe damals erfolglos nach einem Anwalt verlangt.

Die Blutprobe, in der Spuren von Cannabis nachgewiesen wurden, hat Bilal H. übrigens den zweiten Anklagepunkt beschert: Führen eines Fahrzeuges im berauschten Zustand.