„Wir gehören mittlerweile zum festen Kulturspektrum der Stadt“, zeigt sich Dietrich Dettmann vor dem 10. Essener Christopher Street Day (CSD) am kommenden Freitag und Samstag selbstbewusst. Für den Verein „Essen andersrum“ organisiert er zusammen mit der Aidshilfe Essen und dem „Forum Essener Lesben und Schwule“ (FELS) eines der größten Straßenfeste im Ruhrgebiet.
Neben Fummel und Flitter stehen natürlich die Rechte von Homosexuellen und deren gesellschaftliche Integration im Mittelpunkt. Zum zweiten Mal haben die Organisatoren bewusst den Gottesdienst an den Anfang des Wochenendes gestellt. Angekündigt hat sich für die Veranstaltung am Freitag in der Marktkirche die evangelische Pfarrerin Elisabeth Müller aus Haarzopf. Die Predigt hält der Priester im Zivilberuf Christian Rütten von der selbstständigen Alt-Katholischen Kirchengemeinde Essen/Mülheim/Oberhausen. „Wir hätten gerne die katholische Amtskirche dabeigehabt, aber wir haben schlicht keinen Priester dafür gewinnen können“, so Gottesdienstorganisator Markus Willeke von der Aidshilfe Essen. Das Thema Religion stehe bei Lesben und Schwulen durchaus auf der Tagesordnung.
Auch die Integration in die Stadtgesellschaft ist noch eine Baustelle. „Wir fordern weiterhin die Einrichtung einer Koordinierungsstelle für Lesben und Schwulen in der Stadtverwaltung“, unterstreicht Claudia Focke von FELS. Derzeit stocke das Thema, Sozialdezernent Peter Renzel habe aber in Aussicht gestellt, die Diskussion weiterzuführen. Klar ist: Es fehlt am Geld. Dietrich Dettmann stellt fest: „Wir wünschen uns deutliche Signale aus der Politik.“
Die erhofft man sich natürlich von den verschiedenen Talkrunden, die die Veranstalter auf der großen Bühne auf dem Kennedyplatz angesetzt haben. Angekündigt haben sich alle großen Parteien, das rechte Spek-trum einmal ausgenommen – der Wahlkampf für den Bundestag läuft.
Vor den kommerziellen Auswüchsen anderer CSD’s, etwa in Köln, schrecken die Ruhrgebiets-Organisatoren zurück. Der Kennedyplatz gehört nur den Info-Ständen. Thomas Stempel, FELS: „Wir bekommen für die Veranstaltung tolle Unterstützung durch die Stadt und sind auf Firlefanz-Stände glücklicherweise nicht angewiesen.“