Essen. Reinigungen am Gleisbett - das war früher harte Handarbeit. Heute frisst sich ein Schotterwerk auf Rädern durch die Bahntrassen, so auf der derzeit gesperrten S6-Strecke zwischen Werden und Hügel
Anfang der 1970er war Manfred Ziegerath 15 Jahre alt und wollte sich mit einem Ferienjob bei der Deutschen Bahn ein paar Mark verdienen. Nur mit einer Schottergabel ausgestattet, schuftete er mitten im Hochsommer an einem Bahngleis. Heute arbeitet Manfred Ziegerath bei der Pressestelle der Deutschen Bahn und muss nicht mehr selbst Hand anlegen, wenn Gleise instandgesetzt werden. Die Zeiten, in denen Schottergabeln und Bagger die einzigen Hilfsmittel bei Gleisarbeiten waren, sind aber sowieso längst vorbei. Wenn heute ein Gleisbett gereinigt wird, kommt dabei schweres Gerät zum Einsatz. So auch jüngst auf der Strecke der S6 zwischen Werden und Hügel, wo die Bahn einlud, ihre Leistungskraft zu besichtigen.
Ohrenbetäubender Krach
Mit 610 Tonnen Gewicht ist die RM 95-800 W ein wahres Ungetüm. Im Schneckentempo kriecht die Bettungsreinigungsmaschine über das Gleis und verursacht dabei einen ohrenbetäubenden Krach. Bedient wird die Maschine von gerade einmal sieben Arbeitern. Mit Ohrenschützern versuchen sie, sich vor dem Lärm zu schützen. Eine Arbeitsschicht dauert bis zu zehn Stunden. In dieser Zeit erledigt die 168 Meter Maschine die Arbeit, für die man früher viele Tage und vor allem viel Muskelkraft und damit Personaleinsatz brauchte.
Zunächst hebt die Maschine das Gleis an und saugt den darunter liegenden Schotter ein. Dieser wird dann über Förderbänder durch verschiedene Module geschleust und durchläuft dabei mehrere Arbeitsschritte. Zunächst wird der Schotter gesiebt und von Fremdkörpern wie zum Beispiel Metallteilen befreit. Anschließend wird er gewaschen und scharfkantig gemacht. Schotter minderer Qualität wird ausgewechselt und durch neuen Schotter ersetzt.
Pro Tag geht es anderthalb Kilometer voran
Diese Mischung wird dann wieder unter dem Gleis verteilt und planiert. Pro Tag arbeitet sich die Maschine anderthalb Kilometer voran und verbraucht dabei rund 8000 Liter Diesel. Der Vorteil: Während der Schotter früher umständlich in spezielle Aufbereitungsanlagen transportiert werden musste und dann wieder zurückkehrte, erledigt die Bettungsreinigungsmaschine heute alles an Ort und Stelle. Etwa 60 Prozent des Schotters können so wiederverwendet werden. Das spart viel Transport.
„Ein Gleisbett muss spätestens nach 30 Jahren gereinigt werden“, erklärt Manfred Ziegerath von der Deutschen Bahn. Denn der Schotter nutzt sich mit der Zeit durch den auf dem Gleis lastenden Druck ab und ist durch Umwelteinflüsse wie zum Beispiel Pflanzenwuchs verunreinigt. Das beeinflusst die Lagestabilität des Gleisbettes. „Für die Instandsetzung der beiden Gleise auf der fünf Kilometer langen Strecke zwischen Werden und Hügel investiert die Deutsche Bahn über vier Millionen Euro“, sagt Ziegerath.
Bewusst habe man sich dafür entschieden, die Arbeiten in die Ferien zu legen, weil jetzt wesentlich weniger Reisende mit der Bahn fahren. Dass die Arbeiten auf der Strecke der S6 ausgerechnet in die Zeit fallen, in der auch die A 52 gesperrt ist, sei natürlich unglücklich, sagt Ziegerath. Die Bauarbeiten seien aber dringend notwendig und schon vor mehreren Jahren angemeldet worden.