Essen.

Folgt man einer Studie, dann schmeckt die Bratwurst im Fußballstadion nach einem gelungenen Spiel der eigenen Mannschaft besonders vortrefflich. Hingegen schmälert schlechte Stimmung den Essgenuss. Übertragen wir das Wohlgefühl nun auf eine gute Restaurant-Lage, so arbeitet das Jagdhaus Schellenberg eigentlich unter allerbesten Grundvoraussetzungen. Denn kaum eine Gastronomie in Essen kann mit einem spektakuläreren Blick aufwarten. Unter altem Baumbestand schweift das Auge von der Terrasse ins Tal über den Baldeneysee. So ist auch zu erklären, dass man an Wochenenden ohne vorherige Reservierung dort nur schwerlich einen Tisch bekommt.

Der Empfang im Restaurant ist dann auch zunächst zuvorkommend, die Karte vielversprechend. Wir ordern die Vorspeisen; Büffel-Mozzarella auf Carpaccio von Strauchtomaten mit Basilikum (9,50 Euro) und Wildkräutersalat mit Paprikasalsa und Parmaschinken (12,50 Euro). Vorweg gibt es Brot, das ohne ein freundliches Wort an den Tisch kommt, auf einen Dipp warten wir vergeblich und behelfen uns schließlich mit Olivenöl und Salz, denn das steht ohnehin auf dem Tisch. Die Vorspeise wird - ebenso gruß- und kommentarlos - serviert. Der Büffelmozzarella hat augenscheinlich lange trocken gelegen, ist oben ledrig, aber einwandfrei abgeschmeckt, der Wildkräutersalat geht aber beanstandungsfrei durch.

Nächster Gang: Rib Eye vom Kalb mit Butter „Café de Paris“ und sautierter Paprika und Kartoffelgratin (24 Euro). Das Fleisch ist trocken, ebenso fehlt dem Kartoffelgratin der Pfiff. Dafür ist das zweite Hauptgericht (Perlhuhnbrust mit Brokkoli und Linguine an Garnelensauce zu 22,50 Euro) ein Volltreffer. Das Fleisch ist auf den Punkt gegart, das Gemüse knackig, die Sauce fein abgeschmeckt. Und danach werden wir gefragt, ob’s geschmeckt hat.

Doch das Highlight des Abends soll mit der Nachspeise folgen: Das kalte Süppchen von der Passionsfrucht mit Ananassorbet und Kiwi ist ein Geschmackserlebnis (8,90 Euro) und die geeiste Mousse von Schokolade und Limette (7 Euro) ist ein wahrer Volltreffer. Beides ist weder zu süß, noch zu überladen, sondern eine großartige Komposition aus Säure, Frucht und Schokolade und überzeugt wahrlich.

Ein wenig ärgern wir uns, dass auch hier kommentarlos abgeräumt wird, was aber ins Gesamtbild der durchaus ausbaufähigen Service-Qualität passt. Oder haben wir einfach einen schlechten Tag erwischt? Unser Fazit jedenfalls: Die traumhafte Aussicht entschädigt für vieles, aber eben auch nicht für alles.

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