Das Müllunternehmen Remondis sorgt für dicke Luft bei den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE) und schießt sich nach Informationen dieser Zeitung auf EBE-Geschäftsführer Klaus Kunze ein. Aus dem „kalten Krieg“ zwischen dem privaten Mitgesellschafter und der Stadt Essen werde zunehmend ein „heißer“, heißt es aus politischen Kreisen in Anspielung auf den Konflikt, den Remondis erst jüngst um die Vertragsverlängerung des städtischen EBE-Geschäftsführers losgetreten hatte.

Ärger um Vertragsverlängerung

Der Ärger auf Seiten des Miteigentümers scheint längst nicht verflogen. Zur Erinnerung: Oberbürgermeister Reinhard Paß, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der EBE ist, hatte die Vertragsverlängerung des 69-jährigen Kunze Anfang März um zwei weitere Jahre gegen den erklärten Willen von Remondis im zweiten Anlauf durchgesetzt, indem er eine Entscheidung des Aufsichtsrates pro Kunze nach rechtlicher Prüfung für gültig erklärte. Die Vertreter von Remondis hatten das Mehrheitsvotum zuvor mit Verweis auf den Gesellschaftervertrag angezweifelt - letztlich vergebens.

Allem Anschein nach hat sich Remondis damit nicht abgefunden. Wie zu hören ist, bemüht der Müllriese aus Lünen inzwischen Juristen und Wirtschaftsprüfer, die sich die Bücher der EBE ganz genau ansehen. Dem Vernehmen nach geht das gesteigerte Interesse von Remondis sogar soweit, dass selbst Kunzes Spesenabrechnungen unter die Lupe genommen wurden. Der Geschäftsführer der Entsorgungsbetriebe gilt nicht als kulinarischer Kostverächter.

Von außen betrachtet, könnte man dies alles mehr oder weniger belustigt zur Kenntnis nehmen. Ginge es nicht um mehr als um eine Pasta beim Edelitaliener, wo im Zweifel Remondis-Leute sogar mit am Tisch saßen. Die Entsorgungsbetriebe aber konnten das Wirtschaftsjahr 2012 bis heute nicht abschließen. Wie es heißt, verweigert Remondis dem Abschlussbericht der Geschäftsführung die Zustimmung. Die Konsequenz daraus: Die Gewinnausschüttung der EBE an die städtische Holding EVV ist bislang nicht erfolgt. In den vergangenen Jahren steuerte die EBE zwischen drei und vier Millionen Euro bei. 2012 soll sich der Gewinn auf 7,5 Millionen belaufen, der private Mitgesellschafter bekäme davon knapp die Hälfte.

Die Hintergründe über das Vorgehen von Remondis geben Anlass für Spekulationen. Eine Zustimmung zu Kunzes Vertragsverlängerung soll das Müllunternehmen an Bedingungen geknüpft haben: Mitbestimmung auch bei Personalentscheidungen und beim operativen Geschäft. OB Paß ließ Remondis ins Leere laufen. Versucht es der Müllriese nun im zweiten Anlauf?