„Wir machen die Welt sicherer“, so lautet der aktuelle Werbespruch des Tüv Nord, doch manchem in der Politik scheint es, als ginge es dem Unternehmen derzeit allein darum, selbst auf der sicheren Seite zu sein. Hintergrund: Der Tüv weigert sich standhaft, eine 15.000 Quadratmeter große Fläche vom Grundstück seines Technologieparks an der Schönscheidtstraße in Frillendorf an die Stadt zu verkaufen. Die braucht das schmale Trassenstück aber für eine Erschließungsstraße, mit der die geplante neue A40-Anschlussstelle Frillendorf ans innerstädtische Straßennetz angebunden wird.

1,1 Millionen Euro will die Stadt zahlen, doch die von Planungsdezernent Hans-Jürgen Best erst kürzlich vermittelte Zuversicht, man werde sich schon noch einigen, erwies sich offenbar als zu optimistisch: In der Ratssitzung am Mittwoch musste die Stadt den Grundstückskauf erneut von der Tagesordnung nehmen.

Der Autobahn-Ausbau hängt daran

Sehr zum Unwillen der Politik, die nicht recht begreift, warum der Tüv Nord da so nachhaltig auf der Bremse steht. Sie hat jetzt Akteneinsicht verlangt und will – so viel Einigkeit ist in Planungsfragen doch eher ungewöhnlich – alle Ratsfraktionen an den Erkenntnissen aus Ringordnern des Deutschlandhauses teilhaben lassen.

Ganz offensichtlich umtreibt die Politik die Sorge, das Schlüssel-Grundstück könnte sich mit seinem Erpressungs-Potenzial entweder als arg teures Stück Asphalt entpuppen – oder aber einen zentralen Verkehrs-Baustein ins Wanken bringen, an dem seit Jahren herumgeschraubt wird.

Denn an dem Areal, das der Tüv Nord von der DMT übernahm, hängt nicht nur der Bau der Anschlussstelle Frillendorf, sondern auch die Ausweitung jenes Autobahn-Nadelöhrs, das im jüngst unterbreiteten 34-Punkte-Plan von NRW-Verkehrsminister Michael Groschek unter Punkt 25 rangiert: die zweispurige Verkehrsführung im Autobahndreieck Essen-Ost zwischen A40 und A52. Im Klartext: Diese zweispurige Verkehrsführung gibt’s nur, wenn auch die neue Anschlussstelle Frillendorf gebaut wird.

Früher ein Kokerei-Standort

Der Tüv Nord bestritt zuletzt in schriftlichen Erklärungen den Nutzen der Erschließung und mag sich auch für die ins Auge gefassten 1,1 Millionen Euro Kaufpreis nicht auf den Vertragsentwurf einlassen.

Kenner der Materie glauben zu wissen warum: Auf dem Areal, dass da in Rede steht, gab es dereinst eine Kokerei, und bei solchen industriellen Vornutzungen gehen bei Altlasten-Experten alle Alarmglocken an. Sollte die Stadt beim Buddeln für den Straßenuntergrund auf höhere Belastungen stoßen, könnte man nicht einfach nur den genutzten Streckenabschnitt sanieren und gut.

Stattdessen wäre der Tüv Nord mutmaßlich gezwungen, seinerseits der Bodenbelastung so weit nachzugehen, dass das Problem in Gänze gelöst wäre. Bliebe das Unternehmen von dieser Haftung ausgenommen, könnte es sich zurücklehnen. Wenn nicht, würde es womöglich teurer. Also bremst man, und macht die eigene Welt sicherer. Wie im Werbespruch.