Die drei Ruderer - das sind Josef, Markus und Maximilian Scharpey – Vater, Sohn und Enkel. Drei Generationen, die dem Essen-Werdener Ruder-Club (EWRC) am Baldeneysee verbunden sind, und die sich den Rudervirus eingefangen haben.

Zu den Scharpeys gehört der Rudersport wie der Wind zum Segeln. Dabei steuerten sie alle drei gar nicht direkt auf diesen Wassersport zu. Josef Scharpey spielte zunächst Feldhandball, war ein guter Läufer und seine Söhne kickten beim SC Werden-Heidhausen und auf der Wiese hinter dem Haus.

Gekickt wurde auch - aufder Wiese hinter dem Haus

Von der Hausterrasse am oberen Ende der Huffmannstraße kann man den Baldeneysee fast sehen und das Wasser fast riechen, wenn man es denn will. „Ich war 16, als ich zufällig Werner Montag und Ulrich Klemp kennenlernte“ erzählt der heute 72-Jährige, den jeder Insider von Mülheim bis Blankenstein unter dem Spitznamen „Schappy“ kennt. „Sie überredeten mich, doch mal zum Training zu kommen.“ Sogleich ruderte er mit ihnen in der ersten Saison im leichten Vierer.

Eines Abends in der Umkleidekabine bestimmte der damalige Vorsitzende Dr. Kitschenberg: „Ab jetzt fährst Du im schweren Vierer zusammen mit Wilfried Bach, Reiner Siemund und Horst Kitschenberg.“ Eine taktisch gute Entscheidung. Deutscher Jugend-Vizemeister wurden sie auf der Wedau in Duisburg. Mit Klaus Fischer, Thomas Hausen, Hubert Lelgemann und anderen gewann der EWRC 1966 erst- und bis jetzt einmalig den traditionellen Essener Stadtachter.

In seiner Veteranenzeit errang Scharpey mehrere Erfolge in Europa, so in Amsterdam, Tours und London. 20 Jahre lang diente er seinem Club als 2. Vorsitzender. In diesem Jahr trat er zurück. Eine Funktion, in der Schappy als erfolgreicher Ruderer einiges bewegte.

„Mein Opa hat keinen Einfluss auf mich genommen, auch mein Vater nicht“ sagt Maximilian (Max), Jahrgang 2000. Sein Freund und ehemaliger Klassenkamerad Leonard Giebel fragte immer wieder: „Kommst Du mit“? Beide nahmen im Doppelzweier schon an Kinderregatten teil und belegten auch vordere Plätze. Bei einem Slalom-Wettbewerb fiel Max zwischen zwei Bojen ins Wasser, hievte sich zurück ins Boot und beendete das Rennen.

Ob er schon an die Ruder-WM denke? „Nein, ich will erst mal sehen, wie ich mich entwickele“ antwortet der Gymnasiast: „Zuerst kommt der Juniorenbereich“. Mutter Renate Klaschka lobt die Kameradschaft, das Club-Leben und die Versorgung der Youngster. „Bei den Rennen schreie ich mir die Seele aus dem Leib“ gesteht die Lehrerin.

Bundessieger als B-Jugendlicher

Vater Markus Scharpey, 45, beruflich als Diplom-Ingenieur tätig, ruderte auch schon sehr erfolgreich im Kindesalter und danach im Juniorenbereich, wo er 1984 als B-Junior im Doppel-Vierer mit Steuermann Bundessieger auf der Olympiastrecke in München wurde.

Als A-Junior stieg er um in den Doppelvierer ohne Steuermann und wurde 1986 bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften in Duisburg-Wedau Fünfter im A-Finale. „Den Sprung zu den Senioren habe ich nicht geschafft - Abitur, Bundeswehr, Studium, Freundin - jeden Tag Training war da einfach nicht mehr drin“, gibt er zu. „Es fiel mir schwer, auch wegen meines Vaters.“

Jüngst, nach vielen Jahren, arrangierte Markus Scharpey mit RAB-Kameraden ein Erinnerungs-Rudern mit weiteren Deutschen Jugend-Meistern von damals. Grundgedanke war, bei der Fronleichnams-Regatta des TV Kupferdreh zu starten. Die fiel ins Wasser. Trotzdem sind sie ins Boot gestiegen, mit „Schappy Junior“ als Schlagmann und ruderten vom Ruderclub am Baldeneysee bis zum TVK.

Renate Scharpey: „Es ist unser ganzer Stolz, dass Markus, Max und auch unsere Tochter Sandra, die jetzt in Schweinfurt lebt, dem Rudersport so zugeneigt sind.“ In den Startlöchern, besser auf dem Bootssteg, steht auch der 10-jährige Bruder von Max, Fynn, der sagt: „Ich bin jetzt schon ganz wild darauf.“ Er will allerdings bis zu seinem elften Geburtstag warten und dann die dritte Generation ergänzen.