Schönebeck. .
Die Euphorie war riesig, als die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2011 in Deutschland ausgetragen wurde. Auch momentan kicken die DFB-Frauen bei der Europameisterschaft in Schweden um den Titel – und die Sportwelt schaut zu. Doch nicht überall hat der Hype um den Frauenfußball auch nachhaltig Spuren hinterlassen. Viel Potenzial bleibt ungenutzt, kickende Mädchen eine Seltenheit. Bei der SG Schönebeck will man das ändern – mit einem einzigartigen Förderprojekt.
In Kooperation mit dem städtischen Büro für interkulturelle Zusammenarbeit finden seit Beginn des nun auslaufenden Schuljahres in zwölf Essener Grundschulen „Fußball-AGs“ für junge Mädchen statt. Einmal in der Woche kicken die Mädchen 90 Minuten lang unter der professionellen Anleitung einer Trainerin der SGS. Dabei geht es nicht nur darum, die Weltmeisterinnen von übermorgen zu entdecken, sondern vor allem um die Integration der Kinder.
Großes Interesse
„Wir haben bei Schnuppertrainings im Rahmen der Weltmeisterschaft festgestellt, dass doch offensichtlich ein großes Interesse da ist“, erklärt Günter Kropp von der SGS. „Da haben wir uns gedacht, wir müssen ein Angebot schaffen, um die Mädchen zum Fußball zu holen.“ Besonderes Augenmerk soll dabei auf Mädchen mit Migrationshintergrund liegen. Diese sind nämlich nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. „Oftmals gibt es gewisse Vorbehalte, die aber meist schnell ausgeräumt werden können“, so Kropp. Dass der Sport einen wichtigen Beitrag zur Integration leisten kann, ist bekannt. Toleranz, Teamfähigkeit, Respekt – Werte, die auch die im Projekt der SGS vorgelebt werden.
Insgesamt haben 180 Mädchen in diesem Jahr an den Fußball-AGs teilgenommen. Für die Verantwortlichen war es wichtig, dass jeder Schule auch ein naheliegender Verein zur Seite gestellt wurde. Der Übergang von der AG an der Schule zum aktiven Sport in einem Fußballverein soll so möglichst leicht fallen. „Ein fernes Ziel ist es, irgendwann einmal ein flächendeckendes Angebot für fußballinteressierte Mädchen zu schaffen“, sagt Jürgen Schürcks, der sich ehrenamtlich um die Organisation des Projekts kümmert. Nicht alle Essener Fußballvereine verfügen über eigene Mädchenabteilung.
Zusammenhalt ist gewachsen
Für die ausgewählten Grundschulen ist die AG der SGS ein willkommenes Angebot. „Mir war von Anfang an klar, dass wir da mitmachen“, meint die Lehrerin an der Gervinusschule Vera Sauerstein. „Die Mädchen hatten richtig Spaß und der Zusammenhalt ist über das Schuljahr hindurch stets gewachsen.“ Knapp 30 Mädchen sind nach Angaben der SGS nun schon Mitglied in einem Essener Fußballverein. Eine Zahl, die die Initiatoren sichtlich stolz macht. Das Projekt ist vorerst auf zwei Jahre begrenzt. Nach den Sommerferien werden es dann zwölf neue Schulen sein, die eine Fußball-AG für Mädchen anbieten. Und wer weiß, vielleicht kicken dort ja die Weltmeisterinnen von 2025.