Steele. .
Beim Drachenbootrennen im vergangenen Jahr gab’s ein paar bange Minuten am Baldeneysee: „Die Jungschar fehlt, wo ist die Jungschar“, riefen die Veranstalter aufgeregt. Das Team war schon längst da, nur hatte niemand damit gerechnet, dass sich die Mitglieder der Jungschar Steele-Rott allesamt zwischen 60 und 70 befinden. „Als wir dann ins Boot stiegen, saßen da knapp über 1000 Jahre drin“, erzählt Mitbegründer Helmut Vogelsang (70).
Die Rotter Jungschar dürfte wohl mit Abstand die älteste sein in Essen. Im Jahre 1957 gegründet, besteht die Nachkriegs-Combo nun bereits 56 Jahre. Und sie treffen sich immer noch einmal in der Woche, die derzeit 20 Mitglieder der Jungschar. 30 waren es mal zu Gründungszeiten. „Drei sind inzwischen gestorben, einige sind weggezogen“, sagt Gründungsmitglied Wilfried Müller (65). Aber wenn die Truppe zusammenkommt, sind es nie weniger als 15 Mitglieder. Die auch von weitem gut sichtbar sind - denn sie haben sich ein knallrotes T-Shirt für jeden anfertigen lassen.
Wie kommt man dazu, eine Jungschar zu gründen? „Aus dem selben Grund, aus dem sich heute junge Leute treffen“, sagt Helmut Vogelsang. „Mit dem Unterschied, dass sich die Jugendlichen, auch wenn sie zusammenhocken, die Zeit mit dem I-Pod vertreiben, während wir früher Gesellschaftsspiele gemacht haben und draußen in der Natur waren.“
Allerdings kam auch ein gewisser Drang zum Abenteuer dazu, der heute nach Ansicht Müllers bei der Masse der Jugendlichen vielleicht nicht ganz so ausgeprägt ist. „Obwohl wir alle erst zwischen neun und 15 Jahre alt waren, haben wir schon bald ausgedehnte Ausflüge unternommen“, so der 65-Jährige. Die erste größere Fahrt ging 1961 nach Bayern, drei Wochen lang - für damalige Verhältnisse war das schon ziemlich weit weg. Mittenwald, Garmisch waren die Stationen, später wurden auch Österreich und Norwegen angesteuert. „Zum Basislager sind wir mit der Bahn gefahren, von da aus sind wir mit Gepäck zu Fuß weiter“, sagt Helmut Vogelsang. Zu der Zeit sei ja auch nicht alles so bebaut gewesen wie heute. Abends wurde irgendwo das Zelt aufgeschlagen und die Gitarre ‘raus geholt.
Natürlich gab’s auch Tanzabende, es wurde zusammen Karneval gefeiert. Ehen entstanden aus den Treffen - von denen acht immer noch bestehen. Einmal im Jahr gehen die Frauen allein auf Tour. „Aber ansonsten machen wir die Ausflüge gemeinsam“, so Vogelsang. Gezeltet wird nicht mehr, aber die Jugendherberge ist Pflicht.