Im Choreographischen Zentrum „Pact“ auf Zollverein der Kurt-Jooss-Preis für junge Choreographen vergeben worden. Die Jury war mit den Choreographen Nils Christe, Reinhild Hoffmann, Martin Schläpfer, der Tanzjournalistin Patricia Stöckemann sowie Essens Kulturdezernenten Andreas Bomheuer besetzt. Aus 80 Choreographien hatte sie drei zum Finale geladen.

Die drei nominierten Tanzstücke fielen stilistisch sehr unterschiedlich aus. In Schattenlinien entwickelt die Choreographin Chikako Kaido eine dichte Einsamkeits-Studie, die vor allem durch ihren Minimalismus besticht. Die Bühne ist leer, wird nur von einzelnen Lichtimpulsen in Räume unterteilt. Die Tänzerin (sehr gut: Huynjin Kim) erobert sich diese Räume aus ihren kleinen, engen Bewegungen heraus nur langsam.

Ganz anders das extrovertierte „Wunschkonzert“ von Maura Morales aus Kuba. Auch sie analysiert die Einsamkeit, allerdings mit eindeutiger, oft platter Geste. Man sieht sie auf dem Klo hocken, über die Lautsprecher hört man sie urinieren. Geheimnisvolles bietet diese Choreographie wenig. Dafür allerdings eine schauspielerisch wie tänzerisch hervorstechende Künstlerin, die die Einsamkeit bis zur Unerträglichkeit darzustellen weiß.

In „2 Men“ widmen sich die beiden Tänzer Wu-Kang Chen und Wie-Chi Su dem Thema Freundschaft. Die Choreographie findet schnell zu einem starken Mittelteil, in dem die beiden Tänzer die psychischen Abgründe einer Freundschaft ausloten. Kongenial begleitet werden sie dabei von dem Pianisten Shih-Yang Lee, der auf dem geöffneten Klavier an John Cage gemahnende Klänge fabriziert. Das Ende: erstaunlich fassbar. Zu sanfter Klaviermusik finden die Männer wieder zueinander, tragen und stützen sich – Pina Bauschs „Ten Chi“ ließ grüßen.

Nach kurzen Reden von Martin Schläpfer und Andreas Bomheuer erfolgte die Preisvergabe. Der erstmals verliehene Publikumspreis ging an „2 Men“. Der Kurt-Jooss-Preis wurde diesmal geteilt. Ausgezeichnet wurden sowohl Wu-Kang Chen und Wei-Chia Su (2 Men) als auch Maura Morales (Wunschkonzert). Den Preis bei einem Teilnehmerfeld von nur drei Künstlern auf zwei zu verteilen? Eine mutlose wie ungeschickte Jury-Entscheidung! Denn so blieb eine eindeutige Verliererin übrig. Im Fall von Chikako Kaido war das besonders misslich: Sie war zum zweiten Mal nominiert und geht erneut preislos nach Hause.