Dass Trickdiebe sich gezielt ältere Bürger als Opfer aussuchen, bestätigt auch das Erlebnis, das uns WAZ-Leser Ulf Dressel (72) schildert:
„Im Juni parkte ich direkt vor der Nationalbank am Theaterplatz in der City. In der Bank ließ ich mir eine fünfstellige Summe auszahlen. Das Geld steckte ich in die Innentasche meiner Windjacke, deren Reißverschluss ich verschloss.
Als ich losfahren wollte, merkte ich, dass am Auto etwas nicht stimmt. Das Display zeigte Warnsignale an. Draußen kam ein Mann auf mich zu, der wie ein Bank-Angestellter angezogen war – mit dunkler Hose und weißem Hemd. Er sagte, es habe geknallt, ein Reifen sei wohl platt. Ich beschloss, den Reifen zu wechseln, der unbekannte Mann ging weg in Richtung Kennedyplatz.
Die Jacke mit dem Geld legte ich auf den Beifahrersitz. Ich verriegelte alle Türen. Als ich den Wagenheber ansetzte, kam ein freundlicher Südeuropäer und fragte: „Gegen Umkippen gesichert, kann ich helfen? Handbremse fest?“ Ich sagte, ich benötigte keine Hilfe. Während des Reifenwechsels merkte ich, dass der Mann vor der Bank stehenblieb.
Der Reifen war mit einem Messer aufgeschlitzt worden. Ich legte den kaputten Reifen und das Werkzeug in den Kofferraum, setzte mich hinters Steuer und wollte gerade starten, da klopfte jemand an die Scheibe der Fahrertür und sagte: „Was verloren!“ Er zeigte auf den Boden neben der hinteren linken Tür. Ich stieg aus. Dort lagen verstreut viele Fünf-Euro-Scheine. Im gleichen Moment ahnte ich eine Falle. Schaute zum Beifahrersitz – und tatsächlich: Die Jacke mit dem Geld war weg. Eine dunkle Gestalt sah ich wegrennen. Ich raste hinterher, holte auf. Als ich den Mann fast hatte, drehte er sich um und warf mir die Jacke entgegen. Der Reißverschluss der Innentasche war zu, alles Geld war da. Es war der Mann, der mir beim Reifenwechsel Hilfe angeboten hatte!
Einsatz der Diebe: 100 Euro
Als ich zurück zum Wagen kam, sammelte ich die 5-Euro-Scheine. auf. Insgesamt waren es 20 Scheine, das heißt, mit dem Einsatz von 100 Euro hatten die Täter versucht, mich abzulenken, um an meine Jacke mit dem Geld zu kommen.
Ich habe alles der Polizei gemeldet. Reifenhändler bestätigten mir, dass das Aufschlitzen mit Hilfe eines Messers kein Knallgeräusch verursacht. Das heißt, der Mann, der aussah wie ein Bankangestellter, war ebenfalls Täter. Ich vermute, er hatte mich im Foyer der Bank beobachtet. Letztlich hatte ich großes Glück.