Essen.
Essen hat zugelegt in den vergangenen zehn Jahren. Nicht an Menschen, hier wie nahezu überall in der Republik ist die Einwohnerzahl rückläufig. Aber weniger Menschen dürfen sich offenbar über mehr Lebensqualität freuen.
Nach der jüngsten Erhebung des Statistischen Landesamts ist der Erholungswert Essens noch einmal gestiegen. 11,1 Prozent des Stadtgebiets sind Erholungsfläche, der Zuwachs gegenüber 2003 beträgt 0,6 Prozent oder 1.128.000 Quadratmeter, das sind umgerechnet etwa 114 Fußballfelder.
Spitzenreiter in Sachen Erholung
Damit hat die Stadt ihre Position als Spitzenreiter in NRW in Sachen Erholung untermauert. Bundesweit stehen nur Halle an der Saale, Hannover und Magdeburg besser da, wenn es um den Anteil der Grünanlagen und sonstigen Erholungsflächen geht. Im Landesvergleich ist Essen weit vorne. NRW-weit dienen nur 1,9 Prozent der Katasterfläche der Erholung, im Regierungsbezirk Düsseldorf liegt der Durchschnittswert bei 3,9 Prozent, die Landeshauptstadt allein bringt es auf 8,1 Prozent. Ergo: Erholung in Essen, das passt so gut wie nirgends im Land. Rein statistisch gesehen jedenfalls.
Wie viel Lebensqualität hat Essen?
Staus, Lärm und andere Widrigkeiten gibt es auch in Essen. Und doch zeichnet sich die Stadt offenbar durch viel Lebensqualität aus, die durch Erholungsflächen, Theater, Cafés und vieles andere mehr möglich wird.Wie erleben Sie, liebe Leser, Essen? Wie erholsam ist die Stadt? Wie viel Lebensqualität hat sie? Und wo oder wie erholsen Sie sich hier ganz besonders? Schreiben Sie an: redaktion.essen@waz.de
Wobei unter Erholungsfläche nicht Waldflächen gemeint sind, die weist die Erhebung separat aus und zeigt für Essen im Städtevergleich ebenfalls einen überdurchschnittlichen Wert (13,5 Prozent). Wohl aber sind Grünflächen gemeint, von denen es in der Stadt einige gibt. Zu den Erholungsflächen gehören außerdem Sportplätze, 65 gibt es im Stadtgebiet, Golfplätze (3), Reitplätze (51), Tennisanlagen (12), Freibäder (5), Spiel- und Bolzplätze (mehr als 450), Kleingartenanlagen (250) oder Campingplätze (6). Statistiker fassen unter dem Begriff alles zusammen, was zur Erholung dienen kann.
Erholung hat Tradition in der Stadt
Keine schlechte Bilanz für eine Stadt, die bundesweit lange eher als Inbegriff der Industrialisierung mit einer Vielzahl von Schloten, Fördertürmen und riesigen Werkshallen galt. Aber: Was schon früher nicht ganz stimmte, schließlich geht der Grugapark auf die 1930er Jahre zurück oder ließen Firmen wie Krupp ihre Werkssiedlungen mit Parkanlagen ausstatten, stimmt heute noch viel weniger. Erholung hat Tradition in der Stadt.
„Die Stadt hat in puncto Erholungsfaktor und Lebensqualität einiges zu bieten, das sich sehen lassen kann“, bekräftigt Stefan Türk von der Deutschen Sporthochschule in Köln. Der Sport- und Forstwissenschaftler vom Institut für Natursport und Ökologie beschäftigt sich etwa mit dem Thema Erholungsräume. Essen profitiere unter anderem durch Grugapark und Baldeneysee („Wasser in der Stadt ist für die Leute ganz wichtig“) sowie durch ein breites Angebot, Erholung durch Bewegung möglich zu machen. Allerdings räumt Türk ein: „Subjektiv hätte ich die Stadt nicht als die mit dem größten Erholungsfaktor in NRW gesehen.“ Offenbar wird Essen auf diesem Sektor verkannt.
Stimmen
- Essen ist erholsam? Das Ergebnis erstaunt mich schon. Die Untersuchung trifft zumindest auf den Süden der Stadt zu - dort ist es unglaublich grün. In den nördlichen Stadtteilen könnte noch einiges getan werden - aber vielleicht ist das ja auch nur ein Vorurteil. - Jonathan Mutinda, Essener -
- Als gebürtige Düsseldorferin hatte ich anfänglich, als ich nach Essen zog, gewisse Vorurteile. Inzwischen finde ich die Stadt toll und bin immer wieder erstaunt, wie grün es hier ist. Man ist schnell im erholsamen Grünen - egal in welchem Stadtteil man lebt. - Carina Boelsen, Essenerin -
- Ich wohne im Essener Süden - das ist Erholung pur. Mich wundert das Ergebnis der Untersuchung deshalb gar nicht. Wenn mich Freunde aus dem Süden Deutschlands besuchen, sind sie immer wieder total überrascht, wie grün die Stadt ist. - Huberta Arnsmann, Essenerin -
- Ich wohne mitten im Naherholungsgebiet - im Hespertal. Für mich hat Essen viele Grünflächen und Parks - und es kommen immer noch welche hinzu, wie der neue Krupp-Park. Die Untersuchung sollte die Stadt für sich nutzen - und kräftig Werbung machen. - Sebastian Kruse, Essener -