Gut, es gibt das Theater Freudenhaus, den Mondpalast in Wanne-Eickel, aber man hat doch den Eindruck, dass das volkstümliche Mundart-Theater im Ruhrgebiet nach wie vor Entwicklungspotenzial besitzt. In diese Bresche springt nun das Theater Thest: Mit „Oh wie Omma“ feierte im Haus Grotehof eine sympathisch-bodenständige Boulevardkomödie Premiere, die Mechthild Friedburg der Amateurtruppe auf den Leib geschrieben hat.
Die Story klingt nach typisch turbulentem Familienstoff: Kaum freuen sich Elke und Jochen Schakskyraksky über ihre neu gewonnene Freiheit, nachdem ihr Töchterchen den Ehehafen angesteuert hat, steht Elkes Mutter samt Gepäck vor der Tür. Sie hat sich von ihrem Mann getrennt, der den Fernseher mehr zu lieben scheint als sie. Doch nicht nur die resolute Rentnerin wirbelt die Zweisamkeit der Schakskyrakskys durcheinander, auch Töchterchen Susi will zurück in den Schoß der Familie: Denn ihr Zukünftiger Marco hält es nicht nur für eine gute Idee, in der VIP-Lounge der Schalke-Arena standesgemäß im Trikot zu heiraten, auch bei der Hochzeitsreise zieht er Gelsenkirchen den Malediven vor.
Eine gute Ausgangslage für einige typisch boulevardeske Katastrophen, in die schließlich auch ein Beerdigungsunternehmer und die Polizei verwickelt werden. Zudem hat Friedburg einige charmante Bühnenfiguren geschaffen: allen voran die jung gebliebene Oma Renate, die Walburga Lindow zwar schräg, aber würdevoll erscheinen lässt – auch in Lederkluft und Leoparden-Top. Auch Kevin Mohr als überfordertes Familienoberhaupt ragt aus dem Ensemble heraus, das sich nach anfänglich etwas aufgesetzt wirkenden „Dats“ und „Wats“ schnell in den Ruhrpott-Slang hineinspielt.
Zwar geht dem Stoff zum Schluss etwas die Puste aus, und auch die Entscheidung, die Musik einer lokalen Black-Metal-Band einzubauen, bewirkt einen eher unglücklichen Bruch. Doch bietet das Stück immer noch 90 Minuten herzlich-volkstümliche Unterhaltung.
Termine: 31. August, 1. September, je 19 Uhr, Haus Grotehof, Raumerstr. 74. Karten: 9 22 99 29.