Essen.. Gefahren und Risiken rund ums Internet stehen im Mittelpunkt der „Medientage Essen“ in der Weststadthalle. In Workshops haben Lehrer, Schüler und Sozialpädagogen erfahren, was es mit Cybermobbing und Onlinesucht auf sich hat. Am Mittwoch und Donnerstag testen Schüler ihre Medienkompetenz.

Mit ein bisschen Glück belohnen die Facebook-Freunde das Bikini-Foto vom nächsten Sommerurlaub oder Freibadbesuch – mit zahlreichen Klicks, Kommentaren und Komplimenten. Die bringen einem neidische Blicke und neue Verehrer. Oder aber in eine prekäre Situation und landen, mit etwas Pech, auf einer Pornoseite im Netz. Unwiderruflich.

Wie das Eine mit dem Anderen zusammenhängt, was Eltern und Lehrer gegen Cybermobbing und Onlinesucht tun können, damit beschäftigen sich aktuell die „Medientage Essen“. Das Jugendamt richtete sich Dienstag mit Workshops an Pädagogen, Mittwoch und Donnerstag dürfen Schüler ihre Medienkompetenz testen und verbessern.

„Neuland“ nannte Angela Merkels das Internet jüngst in ihrer Rede zum Amtsbesuch des US-Präsidenten Barack Obama. Neu ist es nun sicherlich nicht, vor allem nicht für die jüngeren Generationen. Kompliziert ist es, quasi unkonrollierbar, weitreichend. „Und selbst für erfahrene erwachsene Nutzer nur schwer zu durchschauen“, ergänzt Andreas Ruff, Medienbeauftragter des Jugendamts und Organisator der dreitägigen Veranstaltung in der Weststadthalle. „Haben Sie schon mal einen Begriff erst zu Hause und dann auf der Arbeit in die Suchmaschine eingegeben? – Das Ergebnis ist nie das gleiche“, so Ruff. Algorithmen, also eine Art Systematik im Nutzerprofil, sorgen dafür, was jeweils ganz oben als Ergebnis erscheint.

Unterrichtsmethoden werden medial angepasst

„Das hat mich letztens ziemlich erstaunt“, berichtet eine 41-jährige Gymnasiallehrerin, „dabei meint man immer, souverän mit Internet umgehen zu können.“ Ihre Schule sei gerade dabei, Unterrichtsmethoden medial anzupassen. Aus solchen Gründen sind insgesamt 60 Pädagogen für Vorträge und Workshops in die Weststadthalle gekommen, Sozialarbeiter wie Lehrer aus allen städtischen Schulformen. Und dort scheint, angefangen von den Grundschulen durch alle weiterführenden Schulformen hinweg, Cyber-Mobbing ein Thema zu sein. „Es verbreitete sich systematisch, der soziale Druck dazu zu gehören ist enorm“, weiß Medienpädagoge Uli Gilles, „es geht nicht mehr ohne Facebook und Smartphone.“ Daher verlagere sich das klassische Mobbing vom Schulhof ins Netz – was das Ganze schlimmer macht, nicht nur weil der Terror auch nach der Schule weiter geht.

Jede Schulform ist vom Mobbing betroffen

Mobbing definiert der Medienexperte als „systematische, dauerhafte Schädigungsabsicht einer Person“, häufig in hierarchischem Umfeld. „Cyber-Mobbing ist aber nicht nur die rein technische Erweiterung des Begriffs, es nimmt viel größere Dimensionen an“, gibt Gilles zu bedenken: „Die Verbreitung online läuft schnell, global, zeit- und ortsunabhängig, die Inhalte sind kaum löschbar, die Täter meist anonym.“

Aber auch die Grenze von Spaß zum Mobbing sei fließend und nicht immer erkennbar. Gilles rät Eltern und Erziehern, Kindern früh Empathievermögen zu vermitteln. Präventiv arbeiten, Sozialverhalten schulen, „sich einfach zu kümmern“, fordert der Medienpädagoge. Und im Fall der Fälle sollte man nicht den Täter, sondern die Unterstützer ins Visier nehmen, dann erst schulrechtliche Maßnahmen ergreifen, „das läuft alles über Gruppendynamik.“

Handy und Internet schon im Grundschulalter

Dynamisch schätzt er auch die Verbreitung der Mobbing-Form ein. Jede Schulform sei betroffen, mittlerweile gar Grundschulen. Denn dort haben die meisten bereits ein Handy und Internet. In Amerika sei Facebook ab 13 Jahren erlaubt, das würde auch Gilles empfehlen. „Doch die Realität sieht leider anders aus.“