Kerzengerade sitzt Alina am Tisch, die Handgelenke auf der Kante abgestützt, die Serviette akkurat gefaltet auf dem Schoß, die Füße parallel abgestellt. Für eine Zehnjährige wirkt die Haltung etwas steif und unnatürlich – „aber genauso sitzt man im Restaurant bei Tisch“, lobt Dilay Tahmaz.

Die Auszubildende des Burgaltendorfer Landhotels Mintrops ist angetreten, 23 Viertklässlern der Burgaltendorfer Grundschule Tischmanieren beizubringen. „Damit kann man gar nicht früh genug anfangen“, ist ihr Kollege Julian Grüter, ebenfalls in der Ausbildung zum Hotelfachmann, überzeugt. Denn an gutem Benehmen hapert es manchmal arg, weiß auch Grundschullehrerin Annette Volz: „Wenn ich meine Schüler beim Essen im Ganztag beobachte, dann macht so ein Benimmkurs durchaus Sinn.“

Und so erfahren die Kinder, dass Kartoffeln nicht zerdrückt, sondern mit dem Messer zerschnitten werden, dass benutzte Besteckteile nicht neben, sondern auf den Teller abgelegt werden, und dass um Gottes Willen niemals der Löffel mit der heißen Suppe angepustet werden darf. „Weil das spritzt“, sagt Ellen, die auch weiß, wie es richtig geht: „Entweder warten oder vorsichtig rühren.“

Und noch etwas lernen die Schüler: Die Welt der Erwachsenen ist voller Etikette, Normen und Fettnäpfchen und es bedarf wahrscheinlich mehr als einer Vier-Stunden-Einheit, um sich im Dschungel der Benimmregeln zurechtzufinden. „Gähnen, Rülpsen, mit den Füßen wackeln, mit dem Essen spielen, den Ellbogen aufstützen, die Serviette in die Bluse stecken“, zählt Greta nur einen Bruchteil der Das-darf-man-auf-keinen-Fall-Dinge auf. „Vieles weiß ich aber schon“, sagt sie keck, „ich war nämlich schon öfter im Restaurant.“

„Wir veranstalten den Benimmkurs für Grundschüler schon seit ein paar Jahren und haben nur gute Erfahrungen gemacht“, sagt Hotel-Mitarbeiterin Arnhild Friedrich. Das Konzept für den vierstündigen Kniggekurs haben die derzeit drei Auszubildenden – neben Dilay Tahmaz und Julian Grüter gehört auch noch Vanessa Swolinski dazu – ausgearbeitet. Ihnen macht es sichtlich Spaß, in kleinen Rollenspielen gutes und schlechtes Benehmen zu demonstrieren – und sich dabei sofort von den aufmerksamen Schülern korrigieren zu lassen.

Die fühlen sich ernst genommen und genießen es, an den festlich gedeckten Tischen zu sitzen. Passend zum Alter gibt es als ersten Gang: Buchstabensuppe. Dann kommen die Spaghetti. Sie werden mit Messer und Gabel gegessen. Es folgt die Kür: ein halbes Hähnchen mit Pommes. Bis dahin klappt es gut mit der Umsetzung des Erlernten. Erst als der Schokobrunnen für den Nachtisch sprudelt, werden aus den kleinen Erwachsenen wieder Kinder.