Essen. . Die Zahl der “Homo-Ehen“ in Essen ist nach dem Gerichtsurteil des Verfassungsgerichts nicht gestiegen. Thomas Mehlkopf, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes der Lesben und Schwulen in der Union, möchte sich im Oktober “verpartnern“. Eine Reihe von Ereignissen haben ihn dazu gebracht.

Noch hört er die Hochzeitsglocken nicht läuten, aber im Gespräch merkt man Thomas Mehlkopf an, dass er sich auf seinen Eintritt ins Eheleben freut. „Es kommt nun doch dazu“, erzählt der CDU-Bezirksvertreter und stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) stolz. Im Oktober will er sich mit seinem Mann „verpartnern“, wie er selber sagt. Eine Reihe von Ereignissen im Leben hätten ihn nun doch dazu gebracht.

Wie es sich für einen Borbecker gehört, soll die „Begründung der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft“, so die korrekte Bezeichnung im Beamtendeutsch, natürlich im Trauraum des dortigen Schlosses über die Bühne gehen. Allein steht der CDU-Mann mit diesem Weg der Lebensplanung zwischen Kettwig und Karnap zwar nicht, aber ein Ansturm auf die sogenannte „Homo-Ehe“ hat zwischen Kettwig und Karnap trotz der jüngsten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes Mitte Juni zur steuerlichen Gleichstellung bisher nicht eingesetzt. Seit Jahresbeginn schlossen die Standesbeamten der Stadt 23 Verbindungen zwischen zwei Männern oder zwei Frauen. Vier wurden wieder (auf)gelöst.

Lebenspartnerschaften seit 2005 statistisch erfasst

„Statistisch erfasst wird die eingetragene Lebenspartnerschaft bei uns erst seit der Novellierung des Lebenspartnerschaftsgesetzes im Jahr 2005“, erklärt Pressereferent Stefan Schulze. Demnach hat es in Essen im Zeitraum zwischen der Einführung unter der damaligen rot-grünen Bundesregierung 2001 und 2005 insgesamt 317 lesbische und schwule Pärchen gegeben, die Ja sagten. Seit 2006 bewegt sich die jährliche Zahl zwischen 50 und 90 geschlossenen Lebenspartnerschaften, während per anno zwischen fünf und 20 wieder „geschieden“ wurden. „Die Zeremonien laufen nicht sonderlich anders ab als bei gewöhnlichen Eheschließungen“, berichtet Schulze von den Erfahrungen aus dem Standesamt. Und mehr Termin-Anfragen oder Beratungsbedarf gäbe es auch nicht, seit die Richter in Karlsruhe den Gesetzgeber dazu verdonnerten, homosexuelle Paare steuerrechtlich gleichzustellen.

Marginaler Anstieg der Homo-Ehen

„Das ist ein mehr als gerechtes Urteil“, kommentiert Thomas Mehlkopf die Geschehnisse. Er geht von einem marginalen Anstieg bei der Zahl der Homo-Ehen aus. Seine Entscheidung habe das Urteil jedoch nicht beeinflusst, auch ohne Ehegatten-Splitting stünde die Vermählung auf der Tagesordnung. „Ein gewisser Teil heiratet nun, ebenso wie Heterosexuelle, auch aus steuerlichen Gründen“, meint Claudia Fockenberg, Sprecherin des Forums der Essener Lesben und Schwulen, aber das sei nicht das Entscheidende. „Vollständige Gleichstellung ist dennoch noch nicht gegeben“, warnt Mehlkopf. Auch Fockenberg bekräftigt, dass zwar ein offener Umgang mit dem Thema herrsche, aber eine breitere Lobby bei der Stadtverwaltung könnte dem Ganzen ein besseres Gewicht geben.

Eine deutlichere Sichtweise fordern sie bei der Stadt, denn deren Gleichstellungsstelle richte sich nur an Frauen. Mehlkopf: „Mich ärgert, dass die Verwaltung das Thema so stiefmütterlich behandelt.“