Rellinghausen. .

Als ihr Ehemann immer vergesslicher wurde und die Diagnose Alzheimer lautete, war Christel Schäfer (88) verzweifelt. Nicht nur sie selbst wusste wenig über die Krankheit und ihren Verlauf, auch Angehörige und Ärzte waren ihr keine große Hilfe. „Ich war verzweifelt, hatte Angst vor dem, was auf mich zukommt. Und es gab damals kaum Informationen“, erinnert sich Christel Schäfer, die ihren Mann schließlich elf Jahre zu Hause pflegte, bis er mit 91 Jahren starb.

Für Christel Schäfer war das selbstverständlich, aber auch eine enorme Belastung: „Wir waren 50 Jahre verheiratet und irgendwann erkannte mein Mann Kinder, Enkel und auch mich nicht mehr“, erinnert sie sich. Ihr Mann sei beruflich ein „Macher“ gewesen, habe eine Fabrik für Bergbaubedarf geführt. Die Firma nicht mehr führen, kein Auto mehr fahren zu können - das sei schrecklich für ihn gewesen. „Teils war er richtig aggressiv, zerrte mich aus dem Bett. Und später war er dann ganz lieb“, schildert sie die unterschiedlichen Phasen der Krankheit.

Unterstützung fand Christel Schäfer über den Verein Wiese, der in Essen die Angebote der Selbsthilfegruppen bündelt. Schäfer war dabei, als sich 1993 die Alzheimer Selbsthilfegruppe gründete. Heute engagiert sie sich als zweite Vorsitzende für den Verein. „Ich habe damals Unterstützung erfahren. Warum soll ich nicht mein Wissen weitergeben und anderen helfen?“, fragt die 88-Jährige.

Seit 20 Jahren kümmert sich die Alzheimer Selbsthilfegruppe jetzt um Partner und Angehörige von Patienten. Christel Schäfer: „Wir wollen pflegende Angehörige entlasten, geben Tipps im Umgang mit der Krankheit, zeigen, wo man welche Hilfen erhält.“

Professionelle Betreuung

„Die Treffen dienen dem Erfahrungsaustausch und bieten Angehörigen die Möglichkeit, frei über ihre Sorgen und Nöte zu sprechen“, sagt die Vorsitzende Margarete Sager (64), die selbst viele Jahre ihre an Alzheimer erkrankte Mutter zu Hause pflegte. Seit 2003 werden die Erkrankten professionell betreut, während die Angehörigen die Treffen besuchen. „Anfangs waren die Patienten dabei, aber das hat sich nicht bewährt. Sie wurden schnell unruhig, aggressiv oder traurig“, erinnert sich Margarete Sager.

In den zwei Jahrzehnten seit Gründung der Gruppe, zu der heute rund 60 Mitglieder gehören, habe sich einiges verändert. Das Wissen über die vor über 100 Jahren entdeckte Krankheit sei größer geworden, aber noch immer gebe es viele Fragen zum Thema Alzheimer. „Deshalb bieten wir einfach Verhaltenstraining für die Angehörigen, das den Alltag erleichtert. Es bringt beispielsweise nichts, den Patienten ständig zu verbessern. Es macht mehr Sinn, in seine Welt einzutauchen“, weiß Christel Schäfer aus Erfahrung. Der Bedarf an solchen Angeboten werde weiter steigen: Weil die Gesellschaft immer älter werde, gebe es auch immer mehr Alzheimer-Kranke.