Bergeborbeck/Vogelheim. .

Spielt die Firma Harmuth mit ihren Windrad-Plänen auf dem Betriebsgelände im Gewerbegebiet Econova den Türöffner für weitere Anlagen anderer Unternehmen? Davon ist die Mehrheit in der Bezirksvertretung (BV) V (Altenessen, Karnap, Vogelheim) nach wie vor überzeugt und verabschiedete daher in ihrer vergangenen Sitzung einen Anti-Windkraftantrag.

„Auch wenn dieser Antrag de facto kaum Folgen haben wird, kann man ihn dennoch stellen“ – das ist der ungenannte Begleittext des Schriftstücks, das von den Bezirksvertretern der SPD, der CDU, den Linken und der Bürgerliste Nord auf den Weg gebracht wurde. Denn die Stadt, die hier aufgefordert wird, das Harmuth-Windrad abzulehnen, ist für die Genehmigung gar nicht zuständig. Die wird, und das ist schon ziemlich sicher, die Bezirksregierung Düsseldorf erteilen. Dennoch sollte man den Vorortpolitikern nicht nur reines Schaufenster-Handeln vorwerfen.

„Gravierende Ausnahmen gestattet“

„Der Firma Harmuth werden gravierende Ausnahmen gestattet. Man kann in Zukunft anderen Interessenten in Gewerbegebieten solche Anlagen nicht mehr verwehren“, sieht Theo Jansen, Sprecher der SPD in der BV V, einen Präzedenzfall für Windkraft in Gewerbegebieten. Eine dieser Ausnahmen ist die knapp 200 Meter Höhe, die das gewaltige Harmuth-Rad aufragen wird. Die ist eigentlich in dem Gewerbegebiet untersagt. „Aber wohl nötig, damit die Anlage auch rentabel arbeiten kann“, kommentiert Jansen.

Geschäftsfeld der Zukunft?

Und genau hier sehen die Kritiker ein Geschäftsfeld der Zukunft. „Mit einem großen Grundstück kann man dann ohne viel Mühe zusätzliches Geld verdienen“, prognostiziert Jansen. Auch Johannes Werner Schmidt, Sprecher der CDU, fürchtet die „Verspargelung“ der Landschaft: „Das möchten wir in Grenzen halten.“

Ist das realistisch? Die Stadt hat auf der Grundlage einer Untersuchung des Regionalverbandes Ruhr (RVR) im Hinblick auf Kriterien für Windkraftanlagen einmal das eigene Gebiet unter die Lupe genommen. Ergebnis: Außer auf den beiden bekannten Präferenzflächen für Windkraft – auf der Fläche der nationalen Kohlenreserve am Rande der B 224 und am Vogelheimer Sturmshof – komme im ganzen Stadtgebiet nur die Harmuth-Fläche aufgrund des gesetzlich vorgeschriebenen Abstandes von Windrad zur Wohnbebauung in Frage. In der Tat ein glücklicher Zufall für Firmeninhaber Stefan Harmuth – ein zu großer für die Bezirksvertreter.

Dass daran auch die Befürworter des „Spargels“ nicht so richtig glauben, zeigen u.a. die Bestrebungen der Grünen im Stadtrat, nach mehr Standorten zu forschen. Auch der grüne Bezirksvertreter Joachim Drell sprach sich deutlich für die Windkraft aus: „Es ist doch ein Gewinn für die Stadt. Ein bisschen mehr Verspargelung täte dem Norden gut.“ Windrad-Befürworter Thomas Spilker (FDP) will keine Windradparks vor der Haustüre, betont aber den dekorativen Aspekt des Riesen: „Das ist eine Landmarke, die sich sehen lassen kann.“