Diverse Male schon hörte Jan Schauries von Menschen auf der Straße, dass die Ähnlichkeit zu seinem Sohn immens groß sei. In diesen Momenten kann der 48-Jährige eigentlich nur schmunzeln, denn: Max* ist gar nicht sein leiblicher Sohn. Der heute zweieinhalbjährige Junge mit den rotblonden Haaren und den strahlenden Augen kam zwei Tage nach seiner Geburt in die Familie Schauries – seine leiblichen Eltern sind nicht in der Lage für die Erziehung zu sorgen.

Das Ehepaar Ines und Jan Schauries ist eine von rund 450 Familien in Essen, die ein Pflegekind bei sich aufgenommen hat. Dabei stand Jan Schauries der Idee seiner Frau, sich um ein Pflegekind zu bewerben, zunächst skeptisch gegenüber. Aber: „Ich hatte viel Zeit. Zudem entwickelte unsere Tochter Einzelkind-Allüren.“

Es folgte ein Vorbereitungsseminar mit erfolgreichem Abschluss und eine monatelange Wartezeit auf den Anruf vom Jugendamt: „Wir haben ein Kind für sie.“ Als der dann kam, ging alles ganz schnell - und zwar drei Tage bevor Max das Licht der Welt überhaupt erblicken sollte.

Der offizielle Geburtstermin verzögerte sich allerdings um fast zwei Wochen. Eine „irrsinnige Zeit“, wie sich Jan Schauries erinnert: „Es war wie das Warten auf das eigene Kind. Wir haben die ganze Zeit mitgefiebert und an nichts anderes mehr gedacht.“ Von der ersten Minute an sahen die Schauries den Jungen als „ihr“ Kind an. „Max ist zu hundert Prozent unser Sohn“, so die 33-jährige Pflegemutter.

Zu hundert Prozent und mit allen Höhen und Tiefen, die es auch in jeder anderen Familie mit dem Nachwuchs gibt. Angefangen vom nächtelangen Schreien in den ersten Monaten, mit Schimpfen, wenn der Sprössling etwas anstellt, dem Vorlesen von Gute-Nacht-Geschichten oder dem Trösten, wenn er weint. Im Alltag vergisst das Paar, dass Max eine andere Mutter und einen anderen Vater hat.

* Name von der Redaktion geändert