Die große Nachfrage nach Häusern und Eigentumswohnungen in Essen hält an. Doch vor allem bei Mehrfamilienhäusern in guten Lagen gibt es derzeit kaum noch Angebote am Markt. Auch Eigentumswohnungen in guten Lagen sind gefragt und teurer geworden. Experten sehen aber keine Immobilien-Blase.

Die große Nachfrage nach Häusern in Essen ist ungebrochen. „Der Markt für Mehrfamilienhäuser in guten Lagen ist quasi leer gefegt“, sagte Stefan Pásztor, Vorsitzender des Rings Deutscher Makler (RDM) Essen. Werde ein Haus zum Verkauf angeboten, sei es in zwei bis maximal vier Wochen weg. Noch vor einigen Jahren habe dies im Schnitt drei bis vier Monate gedauert. Aber auch bei Einfamilienhäusern gebe es deutlich mehr Kaufinteressenten als Angebote auf dem Markt, berichtet Makler Wolfgang Tullius.

Im vergangenen Jahr wurden in Essen 926 Ein- und Zweifamilienhäuser verkauft. Das waren über 60 mehr als im ohnehin schon starken Jahr 2011, wie der aktuelle Grundstücksmarktbericht des Gutachterausschusses zeigt. Dieser wertet sämtliche Immobilien-Kaufverträge eines Jahres in Essen aus. Zudem wurden insgesamt 1752 Eigentumswohnungen in der Stadt veräußert nach 1702 im Vorjahr. Besonders bei den neu gebauten Wohnungen gab es hier ein größeres Angebot. Die Zahl der verkauften Mietwohngebäude blieb mit 303 dagegen nahezu unverändert.

„Keine Überhitzung“

Grund für die anhaltend hohe Nachfrage nach Immobilien sind die nach wie vor historisch niedrigen Bauzinsen und wohl auch eine freizügige Kreditvergabe von Banken, die eigengenutzte Immobilien in manchen Fällen bis zu 100 Prozent und mehr finanzieren.

Die anhaltende Immobiliennachfrage bleibt nicht ohne Folgen für die Preise. Laut Pásztor würden mittlerweile Häuser zum Teil zehn bis 20 Prozent über dem Marktwert den Besitzer wechseln. „Das rechnet sich aber aufgrund der niedrigen Zinsen immer noch.“ Dennoch sieht der Vorsitzende des Gutachterausschusses Hans-Wolfgang Schaar weiter keine Überhitzung des Marktes in Essen. „Die Preise schießen nicht durch die Decke. Da schaukelt sich nichts hoch. Der Markt ist gesund“, sagte er.

Dennoch schlägt sich vor allem im Süden und in der City der Neubau vornehmlich teurer Wohnungen auf die Preise nieder. „Aus der Einkaufsstadt wird eine Wohlfühlstadt“, beschreibt Pásztor besonders die Entwicklung in den innenstadtnahen Bereichen. Laut Grundstücksmarktbericht mussten im vergangenen Jahr für eine neu gebaute Eigentumswohnung in Bredeney im Schnitt 3000 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden. Vor vier Jahren waren es laut Schaar noch rund 200 Euro weniger. In Rüttenscheid stiegen die Preise im gleichen Zeitraum und Segment von 2350 Euro pro Quadratmeter im Schnitt auf jetzt 2640 Euro. Und in Kettwig muss man aktuell durchschnittlich 2680 Euro zahlen (2008: 2550 Euro).

Aber nicht nur die schon länger andauernde Entwicklung im Süden treibt den Immobilienmarkt in Essen. „Wir verkaufen auch im Norden und Westen der Stadt. Auch das geht inzwischen“, so Pásztor.

Das bislang typische Nord-Süd-Gefälle in der Stadt breche allmählich auf. An den Preisen lässt sich dies im Norden allerdings noch nicht ablesen. Beispielsweise in Altenessen sind die durchschnittlichen Kaufpreise gegenüber 2011 konstant geblieben. Dort kostete ein Einfamilienhaus vergangenes Jahr (130 Quadratmeter) durchschnittlich 195 000 Euro – etwas weniger als 2011.