Das Jahr 2014 soll nach den Worten von Michael Feller (38), dem neuen Vorstandsvorsitzenden der Essener Verkehrs-AG (Evag), „das Jahr der Kunden“ werden. Das städtische Nahverkehrsunternehmen setzt dann nicht nur die ersten von 27 modernen Niederflurbahnen aufs Gleis und beginnt mit dem Bau der neuen Trasse auf dem Berthold-Beitz-Boulevard. Fahrgäste sollen an Haltestellen durch ein neues Computer gesteuertes Informationssystem in Echtzeit darüber in Kenntnis gesetzt werden, wann die nächste Bahn kommt. Und damit auch in Bussen und Bahnen der Servicegedanke nicht zu kurz kommt, soll das Fahrpersonal zudem im Umgang mit Fahrgästen besser geschult werden. Wörtlich sprach Feller von einer Dienstleistungsoffensive. Die Evag will aber auch bei ihren Kunden um mehr Wertschätzung gegenüber Bus- und Bahnfahrern werben.

Erst jüngst hatten sich zahlreiche Leser in Briefen an die Redaktion darüber beschwert, dass Fahrer es an Freundlichkeit vermissen ließen. Nach Angaben der Evag gehen monatlich 900 Beschwerden von Kunden im Hause ein, ein Fünftel davon beschwere sich über mangelnden Service oder unfreundliches Personal. Die Zahl mag verschwindend gering erscheinen angesichts von 340 000 Fahrgästen, die täglich in dieser Stadt mit Bussen und Bahnen fahren. Doch augenscheinlich hat auch die Evag Nachholbedarf in Sachen Service erkannt.

Nachholbedarf – das gilt auch für die technischen Anlagen. Mehr als 500 Millionen Euro muss das Unternehmen in den kommenden zehn bis zwölf Jahren in Schienen, Tunnel und Technik investieren, um den heutigen Standard halten zu können. Gar zwei Milliarden Euro werden bis 2050 benötigt. Feller kündigte im WAZ-Gespräch an, notwendige Ausgaben durch Schulden finanzieren zu wollen. Langfristig gelte es aber über andere Finanzierungsmodelle für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr nachzudenken, so Feller an die Adresse der Entscheidungsträger im Bund.

Einsparungen verspricht der Evag-Chef sich durch die Kooperation mit den Nahverkehrsunternehmen in Mülheim und Duisburg in der gemeinsamen Verkehrsgesellschaft Via. „Da ist noch Potenzial drin. Das erschließen wir gerade.“ Davon ausgenommen seien weitere Einsparungen beim Fahrpersonal, wo die Decke „relativ dünn“ sei. „Wir müssen die Schraube ein Stück weit zurückdrehen“, so Feller.

Bis Ende des Jahres will die Evag 70 Fahrer einstellen. Feller räumt ein, dass sich die Evag damit durchaus schwer tut. Die Bezahlung sei nicht sonderlich attraktiv und auch sein Unternehmen werde künftig um Fachkräfte buhlen müssen.