Essen.


Handel und Wandel im Zentrum: Um Essen als Einkaufsstadt ging es in einer historischen Führung, um frühere Handelsfamilien und heutige Bauten.

Essen, die Einkaufsstadt: Seit 1938 gehört das Motto zu Essen, seit den 1950er Jahren ragt es als Leuchtschrift hoch oben auf dem Dach des Handelshofes. Darunter trafen sich nun Teilnehmer einer Führung, bei der es um die Bedeutung von Handel und Einkaufen in den vergangenen Jahrhunderten ging.

Vom Willy-Brandt-Platz ging es in die Fußgängerzone. Auf der Kettwiger Straße erläuterte Anna Rudersdorf den 15 Teilnehmern unter anderem die Architektur der Warenhäuser und berichtete von früheren Unternehmerfamilien. Die 24-Jährige aus Huttrop studiert Kunstgeschichte und Geschichte an der Düsseldorfer Universität. Dort hat sie das Seminar „Führungskonzeptionen auf dem Essener Denkmalpfad“ belegt, in dem Studenten die Möglichkeit bekommen sollten, Gelerntes in die Praxis umzusetzen, fasst Karsten Plewnia zusammen. Der 39-Jährige ist Dozent am Historischen Seminar in Düsseldorf und Vorstandsmitglied des Historischen Vereins in Essen: „Ich wollte beide Seiten zusammenbringen“. Dafür haben sich die Studenten neun der 35 Denkmalpfad-Stationen ausgesucht und führten zum Haus am Flachsmarkt, dem Wohn- und Geschäftshaus der Familie Krupp, sowie zum Haus der Technik von 1911, das ehemals als Börse diente.

Hinter dem, was die Einkäufer heute als Herren-Modehaus Ansons kennen, verbirgt sich die Geschichte der Handelsfamilie Eick, die dort ab 1913 Wohntextilien und Möbel anbot. Der Architekt des Baus entwarf auch die Margarethenhöhe: Georg Metzendorf, sagt Anna Rudersdorf und führt vorbei an den Bauten am Kettwiger Tor ins Bankenviertel, wo Familie Simon Hirschland einst ihre Privatbank zu einer der größten im Land machte. Dinnendahl oder Krupp hießen ihre Kunden. Drei Generationen leiteten die Bank, bis die Nationalsozialisten diese arisierten. Heute steht die Fassade unter Denkmalschutz. Dahinter befindet sich seit 2001 die Erweiterung von Galeria Kaufhof. An die Familie erinnert unweit der Hirschlandplatz, der ehemals Wiener Platz hieß und 1985 umbenannt worden ist.

Im Deutschlandhaus gegenüber, gebaut als technisches Rathaus, ist die Stadt immer noch der Hauptmieter, im Erdgeschoss sind längst Geschäfte eingezogen. Geblieben ist der Paternoster: „Es ist der letzte in der Stadt, der in Betrieb ist.“

Und was denken die Teilnehmer heute über ihre Einkaufsstadt: „Essen hat sich verändert, ist aber immer noch Einkaufsstadt“, lautet eine Meinung. Zu den Veränderungen gehören allerdings viele Ketten auf der Kettwiger Straße, bedauert Irmgard Backendorf das Verschwinden großer Kaufhäuser wie Loosen und Cramer & Meermann. Neue wie Primark etwa seien lediglich etwas für jüngere Kunden, sagt die 67-Jährige, die findet: „Der Limbecker Platz ist schön.“