Stadtwald. .

„Die Leute fahren hier wie verrückt und dabei ist das eine Tempo-10-Zone“, sagt Andreas Jonas verärgert und blickt einem schwarzen VW-Kombi hinterher, der mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit die Büttnerstraße in Stadtwald entlang fährt. An der Hand hält Jonas seinen zweijährigen Sohn Lukas, der mit seinem grünen Laufrad endlich die Straße erobern will. „Ich kann meine Kinder nicht mit ruhigem Gewissen alleine spielen lassen, es muss immer jemand dabei sein.“

Die Eichenstraße ist eine von drei Tempo-10-Zonen in Essen. „Die beiden anderen sind in der Siedlung Heimatdank in Fulerum und an der Hattramstraße in Karnap“, erklärt Stefan Schulze vom Presseamt. In den 1990er Jahren eingerichtet, gilt Tempo 10 heute nur noch in verkehrsberuhigten Geschäftsbereichen, zum Beispiel in Fußgängerzonen. „In Spielstraßen gilt längst Tempo 30“, so Schulze weiter.

Seit vier Jahren wohnt Andreas Jonas mit seiner Frau und den zwei Söhnen an der Büttnerstraße in der Siedlung Altenhof II. „Eine ideale Wohnlage für Familien“, findet Jonas, „wenn nur die Raser nicht wären.“ Denn an die Geschwindigkeitsbegrenzung halte sich hier niemand.

Zwischen 1907 und 1914 entstanden, wurde die Siedlung ursprünglich für die ehemaligen Angestellten von Krupp errichtet. Bürgersteige, Garagen oder Carports gibt es fast keine, die Anwohner parken ihre Autos heute am Rand der engen Straße. „Der Altenhof war früher für Leute ohne Auto“, weiß Stephan Rühl. Seit 48 Jahren wohnt Rühl an der Eichenstraße, der Verlängerung der Büttnerstraße Richtung Waldpark. Auch er klagt über unachtsame Autofahrer. Besonders schlimm sei die Situation zum Feierabendverkehr zwischen 17 und 18 Uhr. Dann nutzen viele Autofahrer die Eichenstraße als Umgehungsstraße zwischen Stadtwald und Rüttenscheid. „Klar, es ist fast unmöglich, zehn Stundenkilometer zu fahren, aber manch einer fährt mit 40 oder 50 Sachen hier lang.“ Von der Polizei wünschen sie Stephan Rühl und Andreas Jonas mehr Kontrollen.

„Wenn sich die Anwohner um die Sicherheit sorgen, bitten wir darum, uns über die Situation vor Ort zu informieren“, rät Tanja Hagelüken, Sprecherin der Polizei. „Wir werden dann dort vermehrt kontrollieren.“ Als besondere Gefahrenstelle ist der Polizei der Altenhof II allerdings nicht bekannt. „Wir haben seit 2006 nur einen Unfall mit einem leicht verletzten Fußgänger zu verzeichnen“, weiß Tanja Hagelüken.

Andreas Jonas sorgt längst selbst für die Sicherheit seiner Kinder: „Wenn die Kinder draußen sind, stelle ich ein Laumännchen an die Straße.“ 83 Zentimeter ist das giftgrüne Männchen groß und hält eine signalrote Fahne in der Hand. Für Autofahrer bedeutet das: Achtung, hier spielen Kinder. Doch das Laumännchen kommt nicht bei allen gut an, Jonas wurde von einem Autofahrer angezeigt. „Es hieß, ich würde hier verbotene Verkehrsschilder aufstellen.“ Der Polizei ist es durchaus geläufig, dass Anwohner selbst Signale setzen, um auf spielende Kinder aufmerksam zu machen. „Manche stellen auch ein Bobbycar an die Einfahrt“, so Hagelüken.

So lange sich die Autofahrer im Altenhof II nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten, will Andreas Jonas das Laumännchen auch weiter aufstellen. „Vielleicht muss ich es mir auch aufs Autodach stellen, dann ist es noch besser zu sehen.“