Nein, riechen soll nix, ein Kollege hat sich mal probeweise einen Kanister mit ins Auto genommen. Die Dimensionen, in denen RWE Generation plant, sind allerdings ganz andere: Bis zu 150.000 Tonnen an Klärschlamm will das Energieunternehmen in seinem Karnaper Müllheizkraftwerk verbrennen. Mitte Mai dieses Jahres hat RWE einen entsprechenden Antrag bei der Bezirksregierung gestellt. Die Chancen für eine Genehmigung stehen gut: Bei einem dreimonatigen Probelauf mit einem Klärschlamm-Anteil von 25 Prozent in den vier Öfen im Jahr 2009 gab es keinerlei Probleme, weder bei den Emissionswerten noch bei der „Reststoffqualität“.

Woher der neue Brennstoff mit einer Feuchte von maximal 60 Prozent kommen soll, dazu reicht der Blick über die Bundesstraße 224, hinüber nach Welheim: Die Emschergenossenschaft prüft derzeit, wie es mit dem Zentralklärwerk am Rande Bottrops weiter geht. Die eigene Verbrennungsanlage dort gilt als technisch überholt, muss erneuert werden. Dazu gibt es an der Kronprinzenstraße nun mehrere Planspiele: Die naheliegendste ist, den Klärschlamm der Kläranlagen Bottrop, Duisburg und Dinslaken künftig per Lkw nach Karnap zu schaffen und dort (kostenpflichtig) verbrennen zu lassen. Der zweiten Schritt beinhaltet die Beteiligung am Kauf des Müllheizkraftwerks, an der Seite der Karnap-Städte Essen, Bottrop und Gelsenkirchen. Die alten Veraschungsverträge laufen Ende 2014 aus, die Verhandlungen laufen, im Sommer soll entschieden werden, mehr ist von allen Seiten nicht zu hören. Die dritte Variante wäre für die Emschergenossenschaft der große Wurf in Eigenregie: Mit einer zweistelligen Millionen-Investition könnte das Klärwerk Bottrop auf den modernsten Stand gebracht werden.