Borbeck. . Das nennt man wohl gelungene Integration: Was als Quartalsprojekt begann, führte zur festen Mitgliedschaft beim TuS 84/10. Vor fünf Jahren begann der Borbecker Klub eine Partnerschaft mit „spin-sport interkulturell“ – einer Organisation, die „Integrationsprozesse“ in und durch den Sport fördern und modellhaft erproben möchte. „Dabei richtet sich der Fokus auf Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund“, erklärt TuS-Vorsitzender Kevin Kerber.

Sein Verein nutzte als Betreiber des Borbecker Stadtbades seinen Standortvorteil und rief einen Schwimmkurs für diese Zielgruppe ins Leben – mit Erfolg. Schnell fanden sich zwölf Frauen unterschiedlichen Alters, die vorwiegend aus muslimischen Ländern stammten. „Für die Frauen war dies anfangs eine große Überwindung“, sagt Schwimmlehrerin Isabella Weyers, „denn schnell stellte sich heraus, dass viele von ihnen gar nicht schwimmen konnten.“

Oft seien die Frauen in ihrer Heimat zudem gezwungen, aus religiösen Gründen komplett bekleidet ins Wasser zu tauchen. „Doch dies haben wir natürlich bei unserem Unterricht anders geregelt“, sagt Weyers. Im Stadtbad tragen die Damen allesamt Badeanzüge. „Doch wir stellen sicher, dass sich zum Zeitpunkt des Unterrichts kein Mann in die Schwimmhalle verirrt“, so Isabella Weyers weiter.

Ihre Schützlinge lernten schnell.: „Kinder“, so sagt die Schwimmlehrerin, eignen sich Techniken zwar schneller an, weil sie einfach beweglicher sind. Doch dies kompensieren die Erwachsenen durch ihren Intellekt.“ Das heißt: Erwachsene begreifen die Übungen schneller und können daher die Anweisungen der Trainerin besser umsetzen.

Was damals mit einem Dutzend schwimmbegeisteter Damen begann, hat sich -- dank großer Nachfrage – längst zu einer festen Größe im Sportprogramm des TuS 84/10 ausgewachsen. Mittlerweise besuchen rund 80 Frauen unterschiedlichen Alters die Kurse. „Zu Beginn jeden Quartals kommen weitere Nicht-Schwimmerinnen und Anfängerinnen“, freut sich auch TuS-Geschäftsführerin Gudrun Schaku-Folgner. „So hat sich das Frauenschwimmen zu einer der größten Abteilung unseres Vereins entwickelt.“

Doch nicht nur die regelmäßige Bewegung im Wasser, sondern auch die gemeinsamen Treffen und Gespräche untereinander sind aus dem Leben der Teilnehmerinnen kaum mehr wegzudenken. „Die Damen tauschen sich über ihre verschiedenen Traditionen aus. Und auch so manche kulinarische Spezialität wechselt da schon mal den Besitzer“, weiß Isabella Weyers aus Erfahrung. Da die Sprache ein wichtiger Schlüssel der Integration ist, wird beim Training ausschließlich Deutsch gesprochen.

Zuletzt richtete der TuS sogar eine interne Vereinsmeisterschaft aus; belohnte die Siegerinnen mit Urkunde und Pokal. „So wird das Selbstvertrauen der Teilnehmerinnen gestärkt und die Motivation fürs nächste Training gesteigert“, sagt Weyers. Wir schlagen also zwei Fliegen mit einer Klappe.“