Ein schöner Name für ’ne Pop-Band, aber ob „Perfektomat“ einer Jazz-Combo wirklich kleidsam ist? Nun, automatisch lief beim „Joscha Oetz Quartett“ gar nichts und auch von steriler Perfektion war im Kammermusiksaal von Schloss Borbeck erfreulicherweise keine Spur zu hören. Erstklassige Handwerkskunst dagegen schon, wobei es ein besonderes, weil rares Vergnügen war, Piano, Saxofon und Schlagzeug unverstärkt in purer Klangpracht zu erleben. Satt am Bass illustriert von Bandleader Joscha Oetz, erwiesen sich seine weichfließenden Stücke als wohlfeile Synthese aus oft in freien Gefilden schwelgendem Modern Mainstream und meist dezenter südamerikanischer Folklore.
Überglänzt von eingängigen Melodien, denen Niels Klein am hoch geblasenen Tenorsax, aber auch mit feinem Sopransax-Sound pastellige Farben gab. Doch der Gefahr dekorativer Gefälligkeit standen zwei Weltklasse-Jazzer entgegen: Wunderbar filigran ziselierte Jonas Burgwinkel auf Trommeln und Cymbals packende Beats, die perfekt (also doch!) mit Simon Nabatovs flirrenden Pianolinien harmonierten. In sich ruhend wie Buddha, drechselte das (nicht nur musikalische) Schwergewicht der europäischen Improvisationskunst aberwitzige Pattern, die den Ensembleklang subtil und voller Details würzig fundierten. Das „Joscha Oetz Quartett“ bewies entspannt, dass Jazz aus deutschen Landen sich schon lange nicht mehr hinter jenem aus Amerika zu verstecken braucht - Kompliment!