In seiner Juni-Sitzung soll der Rat der Stadt grünes Licht für die „Ertüchtigung“ der Messe Essen geben. Grüne und Linke wollen diese Entscheidung nicht alleine den gewählten Vertretern überlassen, sondern in die Hände der Bürger legen. Sie sollen in einem Ratsbürgerentscheid darüber abstimmen, ob mindestens 123 Millionen Euro in das Messe-Gelände an der Norbertstraße fließen sollen oder nicht.
Eine solche Investition bedürfe angesichts der angespannten Haushaltslage einer „besonderen Rechtfertigung und einer breiten Legitimation“, argumentiert Hiltrud Schmutzer-Jäger, Fraktionssprecherin der Grünen, in deren Reihen die Bauchschmerzen beim Thema Messe stärker werden.
Roland Weiss, Baubevollmächtigter der Messe, hatte öffentlich bereits einräumen müssen, dass das Projekt „auf Kante genäht ist“. Erfahrungsgemäß könnten die Baukosten sich um plus/minus 15 Prozent verändern. Und in den 123 Millionen Euro sind 13 Millionen für ein Verwaltungsgebäude und ein Parkhaus nicht einmal enthalten. Der Plan, beides von Investoren vorfinanzieren zu lassen und durch Einnahmen aus dem Kongressgeschäft und durch Parkgebühren zu refinanzieren, überzeuge nicht, so Rolf Fliß, der die Grünen im Messe-Aufsichtsrat vertritt.
Für die Linken besteht kein Zweifel daran, dass das veranschlagte Budget nicht ausreichen wird. Sollte bei einem Ratsbürgerentscheid eine Mehrheit pro Messe-Neubau votieren, „gibt das auch für Kostensteigerungen mehr Beinfreiheit“, so Sprecher Hans Peter Leymann-Kurtz. Seine Fraktion hatte schon 2011 im Rat einen vergeblichen Anlauf für einen Ratsbürgerentscheid genommen. Dass diesmal die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit zusammenkommt, darf bezweifelt werden. CDU, SPD, FDP und EBB tendieren pro Neubau.