„Wer heute erwischt wird, ist selber schuld“, erklärt Ulrich Faßbender, Pressesprecher der Polizei. Hinter ihm auf der Keplerstraße in Höhe der Gesamtschule fährt ein schwarzer Twingo vorbei. 43 Stundenkilometer zeigt das Messgerät an. Erlaubt sind nur 30. Die Polizei winkt den Fahrer heraus. Er ist einer von vielen, die beim vierten Blitzmarathon zu schnell unterwegs waren.
Rund 100 Polizisten sind 24 Stunden im Einsatz. Sie messen an rund 100 Stellen in der Stadt. Vom Blitzmarathon versprechen sie sich „ein langfristiges Umdenken bei den Autofahrern“, sagt Ulrich Faßbender.
Erster Blitzmarathon startete 2011
Für Aufsehen sorgen die Polizisten an der Keplerstraße auch auf dem Bürgersteig. Passanten bleiben stehen, lassen sich die Messtechnik erklären. „Gut, wenn Sie die Blödmänner erwischen“, ruft ein älterer Herr den Polizisten zu. „Alles idiotisch“, sagt ein Senior zur Aktion: „Die sollten nicht so einen Aufwand betreiben.“
Eva Trost sieht das anders: „Grundsätzlich halte ich den Blitzmarathon für richtig.“ Die 59-Jährige wurde gerade angehalten: Weil sie sich genau an die Geschwindigkeit gehalten hat. Dafür danken ihr die Uniformierten. „Ich weiß, dass hier eine Schule ist“, erklärt Eva Trost. „Hier sind viele Kinder unterwegs und ich habe selbst Kinder und Enkel.“ Sie findet sogar, dass der Blitzmarathon noch verschärft werden sollte. „Das können Sie auch ruhig ohne Ankündigung machen“, sagt sie. Die Straßen, an denen gemessen wird, sollten ihrer Meinung nach nicht vorher genannt werden. „Das haben wir überlegt, aber wir wollen transparent sein“, sagt Faßbender. In einer Dreiviertelstunde an der Keplerstraße erwischen sie zwei Temposünder - und machen wohl einige weitere Autofahrer und Passanten auf die Problematik aufmerksam.
Die endgültige Bilanz des Blitzmarathons gibt die Polizei am heutigen Mittwoch bekannt. 2011 wurden an den 102 Kontrollstellen 20 215 Fahrzeuge gemessen und 815 Verstöße festgestellt. Spitzenreiter war ein Fahrer, der auf dem Sachsenring in der Tempo-30-Zone mit 72 km/h unterwegs war. Faßbender hat den Eindruck, dass beim vierten Blitzmarathon „alle sehr defensiv und bedächtig fahren.“ Extreme Tempoverstöße gab es bis Dienstagnachmittag nicht.
In die Bilanz des aktuellen Blitzmarathons fällt auch ein Fahrer auf der Keplerstraße. Der 41-Jährige steht reumütig neben seinem Wagen. „Es tut mir sehr leid“, sagt er und erklärt, er habe schnell zum Termin gemusst und zudem nur gesehen, dass die Polizei in die andere Richtung blitzt. „Ich weiß, dass hier nur 30 wegen der Schule ist. Ich wollte auch nicht schneller fahren.“ Dass an diesem Tag der Blitzmarathon stattfindet, das habe er nicht gewusst.