Einmal im Jahr immerhin kann man gut überblicken, wie reich die Stadt an bildenden Künstlern ist. Beim Atelier-Wochenende „Kunstspur“ wird die Essener Stadtkarte zu einem reich gemusterten Flickenteppich voller künstlerischer Anlaufpunkte, Kunstadressen von Katernberg bis Kettwig. In der Essener Nordstadt soll aus dem Punkt in den nächsten Jahren ein dicker Kreis werden, ein festes Quartier für die Kreativen der Stadt. Politischen Schub bekommt das Projekt nun mit der Neuausrichtung der Atelierförderung, die der Kulturausschuss heute beschließen will. Die CDU habe die kulturelle Stadtentwicklungs-Initiative „rundum begrüßt“, so Susanne Asche. Hans Aring (SPD) findet auch den damit verbundenen Generationenwechsel „richtig und wichtig“.

Begonnen hat alles mit der Einrichtung des Atelierhauses an der Schützenbahn, das nach jahrelangem Leerstand inzwischen rege angenommen wird. Weil es an freien Immobilien in der Nordstadt nicht mangelt, soll das Projekt nun ausgeweitet werden. Mit der Vergabe neuer Ateliers wurde das Kunsthaus Essen beauftragt, das, zunächst mit 20 000 Euro Projektförderung ausgestattet, weitere Büro- und Gewerberäume in der Nordstadt anmieten soll. Für Geschäftsführer Uwe Schramm eine große Chance, „das Potenzial anders sichtbar zu machen“. Denn verbunden mit der Neugestaltung sei nicht nur die Schaffung neuer bezahlbarer Produktionsräume, sondern auch mehr gemeinsames Marketing und Qualifizierungsangebote. „Viele Künstler schätzen das Zusammenspiel“, hat Kulturdezernent Andreas Bomheuer bei Besuchen im Atelierhaus an der Schützenbahn beobachtet. Warum also nicht die geballte Kreativität in einem Quartier zusammenfassen?

Betroffen von der Neuausrichtung sind zunächst Künstler, die teils schon seit Jahren in städtischen Atelierhäusern dank subventionierter Mieten arbeiten können, ihnen wird als erstes Ersatz angeboten. Die Standorte Bückmannshof und Kraftstraße sollen im Juni aufgeben werden. Das Gebäude am Voßbusch soll spätestens 2017 freigezogen sein. Von der Gepflogenheit, städtische Immobilien, zumeist Schulen, in Atelierraum umzufunktionieren, verabschiedet man sich damit und begibt sich auf den freien Immobilienmarkt. „Es wird auf jeden Fall nicht teurer“, verspricht Bomheuer.

Aus dem Biotop für oft existenzbedrohte Kreative soll damit eine zeitlich begrenzte „Start Up“- Hilfe werden, die vor allem jungen Künstlern die Chance geben soll, am Markt Fuß zu fassen. Ein Generationswechsel, der für viele an der Zeit ist. „Früher war das ja fast eine Lebensraum-Beschreibung“, schmunzelt Hannsjürgen Spieß (SPD), selbst bildender Künstler. Für ihn galt lange das Motto, dass Ateliers in den Stadtteilen zur Belebung der Quartiere beitragen. Der Nordstadt kann er trotzdem etwas abgewinnen. „Der Erfolg ist da, wenn andere an den Ort drängen.“ Vielleicht nicht gleich das Soho des Ruhrgebiets, aber eine unübersehbare Marke auf der Stadtkarte.