Natur- und Kulturstätten, die von „herausragender und universeller Bedeutung“ sind, werden von der Unesco offiziell mit dem Gütesiegel „Welterbe“ ausgezeichnet. 962 sind es weltweit, 37 allein in Deutschland. Mit der ehemaligen Zeche und Kokerei Zollverein steht davon aber nur eins im Ruhrgebiet. Wie „universell“ die Kultur auf dem Industriegelände heute ist, zeigten zahlreiche Künstler am Wochenende beim neunten bundesweiten Welterbetag.

Unter dem Motto „Unesco-Welterbe erhalten und gestalten“ wurde gesungen, getanzt, gemalt oder einfach nur im Oldtimer das Gelände erkundet. Das facettenreiche Programm sollte vor allem denen die Kulturstätte näherbringen, die die Zeiten von arbeitenden Fördertürmen und staubigen Kokereien nicht mehr kennen.

Kein herkömmliches Museum

Knapp 40 Schüler und Studenten aus den ehemaligen Kulturhauptstädten Essen, Weimar und Istanbul stellten ihre Fotos, Videos und Malereien in Halle 2 aus. „Meeting World Heritage“ so der Titel des internationalen Kunstprojekts, bei dem die Jugendlichen auf ihre ganz eigene Weise zeigen sollen, was die jeweiligen Städte verbindet.

„Wir versuchen durch dieses Konzept Orte wie die Zeche Zollverein ganz anders zu nutzen“, erklärt Projektleiterin Verena Moron. „Vor allem für kunstinteressierte Jugendliche wollen wir den Standort hier attraktiver machen.“ Schließlich sei die Zeche im Essener Norden kein herkömmliches Museum, in dem man sich im Vorbeigehen Dinge anschaut. Vielmehr sei der Industriekomplex ein Ort zum Erleben und Gestalten.

Ob offene Literaturbühne, Kohle-Rallye, klassischer Denkmalpfad oder die futuristische Multimedia-Ausstellung - wie viel es tatsächlich zu erleben gibt, hat auch so manchen Besucher überrascht. „Ich hätte nicht gedacht, dass das Gelände hier so groß und weitläufig ist“, gesteht Gereon Bröcker, der extra aus dem Münsterland angereist ist. Ein Stück Zeitgeschichte so kennenzulernen, sei schon beeindruckend. „Wenn man den Andrang heute erlebt, dann weiß man, warum das Ganze hier als Welterbe ausgezeichnet wurde“, staunt Bröcker.

Manches erinnert dann aber doch an die Zeit des Bergbaus. Im Schatten des Förderturms bauen Kinder möglichst schnell einen Stollen nach. Ausgestattet mit Gummihammer, Schutzhelm und ausreichend Nägeln gilt es, den „Unter-Tage-Gang“ originalgetreu fertigzustellen. Gut 15 Minuten dauert das Ganze. Hilfestellung vom Experten gibt es keine. Gefragt sind vor allem Teamarbeit, Ausdauer und natürlich kräftige Handarbeit. Alles wie früher eben.