Essen. . Die NRZ sprach mit Besuchern am „Tags der Organspende“ über das Pro und Kontra von Organspenden und wollte wissen, ob sie bereits einen Ausweis haben.

Seit nunmehr 31 Jahren informiert der „Tag der Or­ganspende“ und motiviert Menschen, sich einen Organspendeausweis zuzulegen. Die NRZ sprach mit einigen Besuchern über das Für und Wider der Organspende und wollte von ihnen wissen, ob sie bereits einen Ausweis besitzen.

„Ich überlege seit längerem, mir einen Ausweis zuzulegen, bin aber noch unentschlossen“, sagt Michael Cirkel. Schließlich müsse er sich mit einem unangenehmen Thema auseinandersetzen. „Es ist seltsam, sich mit der Frage ,Wann bin ich wirklich tot’ zu beschäftigen. Früher habe ich immer gesagt: Organspende find’ ich gut. Aber seitdem ich mich ausführlicher mit dem Thema befasse, fällt mir die Antwort nicht mehr so leicht.“ Der 48-Jährige aus Steele hofft, dass er dennoch bald zu einer Entscheidung kommt: „Es ist schon eine Gratwanderung, die positiven und negativen Seiten abzuwägen.“

Bärbel Mitwalli hat seit vier Jahren einen Organspendeausweis. Die 53-Jährige ist als Krankenschwester tätig und weiß daher wie es ist, wenn jemand dringend ein Spenderorgan benötigt. „ Auch wenn ich oft mit Patienten zu tun habe, die von Organspenden betroffen waren, war ich lange Zeit unschlüssig. Irgendwann habe ich mich doch für den Ausweis entschieden“, so die Gelsenkirchenerin. Trotz der Skandale im vergangenen Jahr hat sie ih­ren Ausweis behalten: „Klar gibt es immer negative und positive Seiten, für mich überwiegen jedoch die positiven.“

„Ich hab’ angekreuzt, dass ich der Entnahme von Organen und Gewebe widerspreche. Denn ich bin wegen der Situation in der Pflege voreingenommen“, sagt Ingeborg Manderscheid aus Holsterhausen, die einst Stationsschwester im Uniklinikum war. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir so belastet waren, dass wir den Patienten nicht gerecht werden konnten“, betont die 61-Jährige. „Transplantationen sollen nur stattfinden, wenn das Umfeld stimmt und sichergestellt ist, dass Transplantierte optimal betreut werden.“ Wenn für mehr und besser ausgebildetes Pflegepersonal gesorgt wird, „würde ich im Ausweis mit ja stimmen.“ Seit zwei Jahren hat Susanne Bleikamp aus Mülheim ihren Ausweis. „Kurz bevor es mit den Skandalen los ging, habe ich ihn unterschrieben“, erinnert sich die 47-Jährige. Es sei für sie schwierig gewesen, ihn zu behalten und ihre Meinung nicht zu ändern. „Aber ich arbeite beim BKK Landesverband, wo ich täglich mit dem Thema befasst bin und weiß, wie wichtig Spenderorgane sind. Sie retten Leben.“

Wilhelm Hülsmann hat keinen Organspendeausweis mehr. „Ich hab’ das Papier zerrissen, wegen der Skandale“, betont der 66-Jährige. Grundsätzlich sei er schon für die Organspende, „aber nicht unter den aktuellen Bedingungen.“ Ginge es nach ihm, würde es eine Kartei geben, in der alle registriert sind, die spenden wollen. „Ich will nur für jemanden spenden, der selbst bereit ist zu spenden – nicht an irgendjemanden, der das nur ausnutzt. Das muss ein Geben und Nehmen sein.“

Eva Dietze hat keinen Ausweis, „weil ich unentschlossen bin.“ Die 27-Jährige aus dem Ostviertel habe die Sorge, dass mit ih­ren Organen Schindluder getrieben wird, wegen der Skandale. „Ich habe Angst, dass ich nach meinem Tod ausgeweidet werde wie ein Tier, und meine Organe verhökert werden.“

Mehr Infos rund um das Thema Organspende gibt es telefonisch unter 0800 / 90 40 400 und auf: www.organspende-info.de