Die Lehrstellenbörse des Essener Handwerks war dieses Jahr bei Schülern wenig gefragt. Die Veranstalter rätseln nun, woran das lag. Die Schulen haben mehrere Erklärungen dafür.

Ulrich Meier, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, brauchte nur wenige Worte für seine enttäuschende Bilanz: „Die Resonanz war katastrophal.“ Ganze 138 Jugendliche waren vergangene Woche zur traditionellen Lehrstellenbörse der Kreishandwerkerschaft gekommen. Vergangenes Jahr waren es noch 220 gewesen und schon damals war man mit dem Interesse der jungen Leute nicht zufrieden gewesen.

Die Lehrstellenbörse im 35. Jahr ihres Bestehens auf einen Tiefpunkt? Für die Organisatoren ist das Desinteresse völlig unverständlich. Immerhin suchen noch über 2000 Schüler und Schülerinnen aus Essen eine Lehrstelle. Zumindest sagen das die Arbeitsagentur und das Jobcenter.

Jetzt hat die Suche nach dem Warum begonnen. Meier sieht in erster Linie die Schulen in der Verantwortung. Wie jedes Jahr habe man alle Einrichtungen im Vorfeld angeschrieben. „Aus unserer Sicht müssen die Schulen die jungen Leute entsprechend informieren und motivieren“, so Meier. Zur Not müssten eben die Lehrer die Schüler „packen“ und mit ihnen zur Veranstaltung kommen.

Schulen raten zu anderem Termin

Doch die Schulen sehen andere Gründe, warum die Lehrstellenbörse immer weniger zündet. „Es wird immer schwerer, die Schüler für eine klassische Ausbildung zu begeistern“, sagt der Leiter der Gertrud-Bäumer-Realschule Bernhard Aust. Viele wählen lieber das Berufskolleg und haben dafür die Zusage schon in der Tasche. „Denen brennt das Thema Lehre nicht mehr auf den Nägeln“, so Aust. Obwohl die Schulen dafür werben, sich weiter umzuschauen.

Gleichzeitig hält Aust aber auch den Termin der Lehrstellenbörse für unglücklich gewählt. Freitagnachmittag vor dem langen Pfingstwochenende - „das ist eine Zeit, wo man es nicht schaffen wird, Schüler zu motivieren, dorthin zu gehen“, sagt er. Der einzige Weg sei, solche Veranstaltungen in den Unterricht zu integrieren. Auch Berufswahlkoordinatorin Annelie Benesch von der Gesamtschule Bockmühle empfiehlt, über einen anderen Wochentag nachzudenken. Erschwerend komme hinzu, dass die zehnten Klassen derzeit in der Prüfungszeit stecken und wenig Zeit haben, noch Bewerbungen zu schreiben, glaubt sie.

Essens Schuldezernent Peter Renzel hat sich derweil in die Ursachensuche eingeschaltet. „Das Format ist klasse und wir müssen erreichen, dass es besser genutzt wird“, sagte er. „Vielleicht wird an manchen Schulen noch unterschätzt, was die Lehrstellenbörse zu bieten hat“, so Renzel. Es werde Gespräche mit den Schulleitern geben.