Was macht man, wenn das Jubiläum gefeiert ist, die Festival-Ehrengäste das Haus verlassen haben? Zurücklehnen und Lorbeeren pflücken? Kommt nicht in Frage für Stefan Hilterhaus, der die Veränderung, die kreative Unruhe, das Immer-wieder-neu-Befragen seit zehn Jahren zum Markenzeichen von Pact Zollverein erklärt hat. Zuletzt ist mit dem ehemaligen Kulturdezernenten und Ruhr.2010-Geschäftsführer Oliver Scheytt ein weiterer Unterstützer und versierter Tanz-Förderer in den Vorstand der Stiftung gewählt worden.

Kreative Gratwanderin

Emsige Mitstreiter und fröhliche Unruhestifter finden sich auch auf der Bühne wieder, wie die neuseeländische Performerin Kate McIntosh, die ihre Uraufführung von „All Ears“ am diesem Freitag, 24. Mai, auf Zollverein feiert. „All Ears“ ist eine humorvoll-hintergründige Aufforderung zum Aufmerksamsein. Ohrenspitzen ist also angesagt, wenn die Meisterin des kreativen Gratwanderns zwischen tieferem Sinn und höherem Ulk ihre akustischen Experimente mit Alltagsmaterialien auf der Bühne durchführt und uns zeigt, dass die Kunst der Wahrnehmung immer wieder aufs Neue geschärft werden will.

Dass international gefragte Künstler wie McIntosh ihre Arbeiten gerne auf Zollverein herausbringen, weil sie die Arbeits-Atmosphäre schätzen, ist für Hilterhaus ein Pact-Markenzeichen. „Zu solchen Uraufführungen kommt dann natürlich auch die Creme de la Creme der internationalen Veranstalter“, sagt der künstlerische Leiter. Essen ist auf der Landkarte der Tanz-Entdeckungen längst kein weißer Fleck mehr. Und McIntosh kommt gleich noch mal wieder. Beim Sommerfest vom 21. bis 23. Juni wird sie neben Kollegen wie Albert Quesada, Naoko Tanaka und den Brüdern Pieter&Jakob Ampe auf Pact mit einer Live-Installation vertreten sein.

Internationale Aufmerksamkeit ist dieser Künstlerin ohnehin sicher: Meg Stuart ist eine Titanin des Tanzes – und die wahren Musik-Götter von Beethoven bis Bruckner haben auch noch Platz, wenn sie ihr neues Stück „Built to Last“, das in Zusammenarbeit mit den Münchner Kammerspielen entstand, zusammen mit „Damaged Goods“ am 7. und 8. Juni (20 Uhr) auf Pact Zollverein präsentiert. Große Bilder, große Geister und echte Überwältigungsmusik werden den Raum mit komischen Vergangenheits-Bezügen und ironischen Ewigkeits-Versprechen füllen und gleichzeitig auf ihre Haltbarkeit und Gegenwarts-Tauglichkeit untersucht.